Vier Monate nach dem Brückeneinsturz in Genua mit 43 Toten wurde am Samstagvormittag mit der Einrichtung der Baustelle für den Abriss der Brückenreste begonnen. Der letzte auf dem Rumpf der Morandi-Brücke verbliebene Lastwagen war erst vor wenigen Tagen entfernt worden.

Wie italienische Medien berichteten, werden die Abrissarbeiten nach Behördenangaben rund 20 Millionen Euro kosten und von fünf italienischen Unternehmen durchgeführt. Zu ihnen zählen auch die Firmen Fagioli und Omini, die sich an der Abwrackung des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia in Genua beteiligt hatten.

"Wir haben unsere Versprechen gehalten, die Baustelle ist planmäßig eröffnet worden. Wir wollen, dass die Brücke bis Ende 2019 wieder steht", sagte der Bürgermeister von Genua und Sonderkommissar für den Wiederaufbau, Marco Bucci.

Wer bekommt den Auftrag?

Zehn Angebote für die Wiedererrichtung der Brücke sind bisher eingelangt. Die größten Erfolgsaussichten, den millionenschweren Auftrag zu bekommen, werden einem Konsortium aus Italiens größtem Baukonzern Salini Impregilo, der in Triest beheimateten Schiffswerft Fincantieri und dem Bahnstrecken-Bauer Italferr, Tochter der Italienischen Staatsbahnen (FS), eingeräumt.

50 Millionen Euro hat die Autobahngesellschaft ASPI (Autostrade per l'Italia) den Familien der Todesopfer gezahlt. Die Hinterbliebenen verzichten gleichzeitig darauf, sich als Nebenkläger dem Prozess gegen ASPI anzuschließen. 138 Personen wurden Entschädigungen in der Höhe von 150.000 bis 300.000 Euro zugesagt.

Die Autobahngesellschaft, Betreiberin der eingestürzten Brücke, will Rekurs gegen das von der Regierung gebilligte "Dekret Genua" einreichen. Dieses Dekret verbietet ASPI, sich an den Arbeiten für die Wiedererrichtung der Brücke zu beteiligen. Autobahnchef Giovanni Castellucci, gegen den die Staatsanwaltschaft Genua wegen fahrlässiger Tötung in Zusammenhang mit dem Brückeneinsturz ermittelt, behauptet, dass das Dekret in mehreren Punkten rechtswidrig sei.

Die italienische Regierung warf dem Autobahnbetreiber mangelhafte Wartungsarbeiten vor und hatte mit einem Lizenzentzug und einer Verstaatlichung des Unternehmens gedroht. Die Justiz ermittelt gegen eine Reihe von weiteren Beschuldigten und gegen ASPI.

Während eines schweren Unwetters war am 14. August das 40 Meter hohe Polcevera-Viadukt in Genua, auch Morandi-Brücke genannt wird, auf etwa hundert Metern Länge eingestürzt. Hunderte Menschen verloren ihre Wohnungen.