Unwetter haben den Süden Europas fest im Griff - in Italien gab es vier Todesopfer. Zwei Personen starben in der Provinz Frosinone südlich von Rom, nachdem ein Baum auf ihr Auto gefallen ist, teilte der Zivilschutz mit. Die Gegend um Rom war am Montag von schweren Winden und Regenfällen betroffen.

Ein 21-Jähriger starb, nachdem ein Baum auf ihn in Neapels Vorort Fuorigrotta gefallen ist. Der junge Mann wurde ins Spital eingeliefert, wo er den schweren Verletzungen erlag. Bei Wirbelsturm in Terracina südlich von Rom stürzte ein Baum auf einen Mann, der sofort starb. Eine weitere Person wurde schwer verletzt. In mehreren Regionen wurden Personen von umstürzenden Bäumen verletzt, darunter mehrere Mitglieder von Feuerwehrmannschaften, die seit Beginn der Unwetter am Sonntag im Dauereinsatz sind, berichteten italienische Medien.

Ein Teil des Damms des touristischen Hafens in der ligurischen Badeortschaft Rapallo stürzte am Montagnachmittag wegen der hohen Wellen infolge der Unwettern ein. Es wurden keine Verletzten gemeldet.

Venedig steht nach heftigen Regengüssen unter Wasser: Der Pegel in der Lagune der norditalienischen Stadt erreichte am Montag eine Höhe von 156 Zentimetern, wie das örtliche Gezeiten-Überwachungszentrum mitteilte. 70 Prozent der Stadt waren überschwemmt. Die Fährenverbindungen wurden unterbrochen. Die Vaporetti konnten wegen des hohen Wassers nicht fahren. Weil Straßen und Plätze überschwemmt waren, wateten Touristen barfuß durch das Wasser. Wie bei "acqua alta" üblich, legten die Behörden Holzstege aus, damit die Fußgänger weitgehend trockene Füße behalten konnten.

Höchste Alarmstufe in Südtirol

Aufgrund der heranziehenden Regenwetterfront ist in Südtirol am Montag die höchste Alarmstufe "Rot" ausgerufen worden. Es handle sich demnach um "eine Krise, die nicht nur große Gebiete erfasst, sondern sich stetig intensivieren kann", teilte das Land in einer Aussendung mit. Die Landesleitstelle, in der alle Fäden aller Einsätze zusammenlaufen, wurde aktiviert.

Am Nachmittag und Abend sei weiterhin mit teils kräftigem Regen zu rechnen. Auch einzelne Gewitter können entstehen, warnte Landesmeteorologe Dieter Peterlin. Bei den Rotwandwiesen in Sexten seien bis zu 200 Liter pro Quadratmeter gemessen worden, in Ladurns und Pens waren es 190 Liter und in Bozen 103 Liter pro Quadratmeter. Mit der nächsten Regenfront seien wieder über 100 Liter pro Quadratmeter wahrscheinlich, hieß es. Die Windgeschwindigkeiten würden auf 100 bis 150 km/h steigen.

In den Nachtstunden werde sich die Situation voraussichtlich zuspitzen. An der Etsch bei Branzoll wurde erwartet, dass die Hochwasserschwelle gegen 6.00 Uhr Dienstagfrüh erreicht wird. Kritisch könne die Situation auch bei der Rienz bei Vintl werden, wo die Hochwasserschwelle voraussichtlich um 4.00 Uhr erreicht wird. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, jene Abschnitte von Straßen, Radwegen und Infrastrukturen oder auch Baustellen im Auge zu behalten, die sich in der Nähe von Wasserläufen befinden.

Am Sonntag ging eine Mure auf die Brennerautobahn nieder. Die wichtige Verkehrsachse zwischen Österreich und Italien musste zwischen Brenner und Sterzing in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden, wie der Betreiber mitteilte. Auf der Nordspur der A22 wurden bei Brennerbad etwa fünf Kilometer unterhalb des Brenners mehrere Fahrzeuge erfasst. Ein Lenker wurde dabei leicht verletzt. Die Totalsperre wurde zunächst wieder aufgehoben, musste am Montagvormittag dann aber erneut verhängt werden, ehe sie wieder aufgehoben wurde.

Neben der Brennerautobahn (A22) und der Brennerstaatsstraße (SS 12) waren auch andere Verkehrsadern von Vermurungen betroffen. Auch die Brennerbahnstrecke wurde zwischenzeitlich vorsichtshalber gesperrt. Die Feuerwehren wurden laut Landesangaben zu 150 Einsätzen gerufen. Bei der Feuerwehr in Bozen wurde ein Landeslagezentrum eingerichtet. Der zuständige Landesrat Arnold Schuler (SVP) berief für Montagvormittag die Landesleitstelle ein. Für Dienstag sei eine weitere Unwetterwelle angekündigt, hieß es.

© Landesfeuerwehrverband Südtirol

Sturmböen und Starkregen erfassten auch Sardinien und die benachbarte französische Insel Korsika. Die Wetterdienste maßen dort Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern in der Stunde.

Familien mussten ihre Häuser verlassen

Der Zivilschutz sprach von außergewöhnlichen Wetterverhältnissen und rief auf zu maximaler Wachsamkeit. In der Region Venetien wurden Überschwemmungen und Erdrutsche befürchtet. Auch bei Genua ging ein Erdrutsch nahe einer Autobahn ab. Mehrere Familien mussten ihre Häuser verlassen und wurden in Notunterkünfte gebracht.

In der Region Ligurien um Genua warnten die Behörden die Küstenbewohner vor einem schweren Sturm in den kommenden Stunden. Am Montag sollten die Schulen in der Region geschlossen bleiben. Auch in Rom bleiben Schulen und Kindergärten geschlossen, die Menschen sollten nach Möglichkeit zuhause bleiben. Für Küstenorte warnte der Zivilschutz vor Sturmfluten. Auch in weiten Teilen der Toskana bleiben Schulen am Montag zu.

Höchste Alarmstufe für Kroatiens Küste

Die schweren Unwetter im Mittelmeerraum haben am Montag auch die kroatische Adria-Küste erfasst. Die Autobahnen rund um die nördliche Hafenstadt Rijeka wurden nach Medienberichten wegen Starkregens vorerst für den Verkehr gesperrt. Wegen Sturms mit Orkanböen fielen zwischen Dubrovnik und Rijeka zahlreiche Fährverbindungen vom Festland zu den Inseln aus.

Der staatliche Wetterdienst erließ am Morgen für die gesamte kroatische Küstenregion höchste Warnstufe. Auch für das Hinterland bei Gospic und Knin wurde angesichts der herannahenden Schlechtwetterfront Alarm gegeben.