Im Prozess um Kinderpornografie-Vorwürfe hat ein ehemaliger Vatikan-Diplomat sein Fehlverhalten gestanden. Carlo Alberto Capella rechtfertigte sich damit, dass er in einer "Krise" wegen seiner Versetzung nach Washington gewesen sei, berichteten Journalisten, die bei dem Prozessauftakt im Vatikan anwesend waren, am Freitag.

Er räumte "unpassendes" Verhalten ein. Capella wird vorgeworfen, große Mengen kinderpornografisches Material besessen und verbreitet zu haben. Der Vatikan hatte ihn im September von seinem Posten als Mitarbeiter der Vatikan-Botschaft in Washington abgezogen. Der Prozess wird heute fortgesetzt.

Das vatikanische Strafrecht sieht dafür ein bis fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro vor.

Bei dem Beschuldigten handelt es sich nach Vatikanangaben um einen Geistlichen der Erzdiözese Mailand, der in der Botschaft des Heiligen Stuhls in den USA tätig war. Nach Hinweisen aus dem US-Außenministerium Ende August 2017 hatte der Vatikan den Mitarbeiter abberufen; seitdem hielt er sich im Vatikan auf, war aber bis April nicht inhaftiert. Im September teilte der Vatikan mit, es liefen strafrechtliche Untersuchungen.

Die kanadische Justiz erließ Ende September 2017 einen landesweiten Haftbefehl gegen den Mann. Ermittler im Bundesstaat Ontario warfen ihm vor, während eines Aufenthalts im kanadischen Windsor zu Weihnachten 2016 kinderpornografisches Material über einen kirchlichen Rechner heruntergeladen und weiterverbreitet zu haben. Die kanadische Diözese London bestätigte, es gebe einen entsprechenden Verdacht.