Für Dewayne Johnson ist klar: Seine Krebserkrankung im Endstadium ist auf Roundup zurückzuführen - das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel des US-Saatgutherstellers Monsanto. 2016 reichte Johnson deshalb Klage gegen das Unternehmen ein, dem er eine Verschleierung der Gefahren des Pestizids vorwirft.

Schwere Vorwürfe

Vor einem Gericht im kalifornischen San Francisco findet nun der erste Prozess gegen Monsanto im Zusammenhang mit Roundup statt - mit womöglich weitreichenden Folgen. 2014 wird bei Johnson Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. In den beiden Jahren zuvor bringt der heute 46-jährige Vater zweier Kinder regelmäßig Roundup und Ranger Pro, ein weiteres Pflanzenschutzmittel auf Glyphosatbasis, auf einem Schulgelände in Benicia nordöstlich von San Francisco aus - 20 bis 40 Mal pro Jahr, manchmal hunderte Liter auf einmal, wie sein Anwalt Timothy Litzenburg sagt. Ein großer Teil seiner Arbeit habe aus dieser Tätigkeit bestanden.

Inzwischen geht es Johnson sichtbar schlecht. US-Fernsehsender zeigen ihn am Montag vor Gericht, gezeichnet von zahlreichen Hautschäden. Seine Verteidigung rechnet nicht damit, dass er noch lange leben wird.Das bedauert auch Monsanto. Das Unternehmen habe "Mitgefühl" mit allen Krebspatienten, erklärt der Konzern, der Anfang Juni vom deutschen Chemieriesen Bayer übernommen worden ist. Die wissenschaftlichen Beweise zeigten jedoch eindeutig, dass dafür nicht Glyphosat die Ursache sei. "Wir warten ungeduldig darauf, diese Beweise vor Gericht präsentieren zu können", betont Monsanto.

Dem Saatguthersteller zufolge kamen "mehr als 800 wissenschaftliche Studien, die US-Umweltschutzbehörde und Gesundheits- und Regulierungsbehörden weltweit zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Gefahr bei der Verwendung ausgeht und es nicht krebsauslösend ist." Tatsächlich ist die Schädlichkeit des in den 70er-Jahren von Monsanto entwickelten Unkrautvernichtungsmittels, das weltweit eines der meistverkauften Herbizide ist, umstritten. Kritiker verweisen auf einen Bericht der zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörenden Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), nach dem Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" ist. Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU kamen hingegen zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Gefahr für die Gesundheit von Menschen ausgeht.

Nun Dominoeffekt?

Der Prozess in Kalifornien könnte für Monsanto nun womöglich den Auftakt für weitere Schadenersatzansprüche markieren. Anwalt Litzenburg vertritt nach eigenen Angaben hunderte weitere Menschen, die angeben, Opfer von Glyphosat geworden zu sein. US-Medien zufolge sind vor den Gerichten des Landes gar tausende weitere Prozesse gegen Monsanto in unterschiedlichen Stadien anhängig. Wenn Johnson den Prozess gewinne, komme das einem "enormen Schlag gegen die gesamte Pestizidindustrie" gleich, sagt Linda Wells von der Aktivistengruppe Pesticide Action Network North America.

Dass im Falle von Johnsons Klage nun bereits der Prozess stattfindet, hat dabei auch mit den Gesetzen des US-Bundesstaates zu tun - Kalifornien erlaubt die Beschleunigung eines Verfahrens, wenn der Tod eines Klägers unmittelbar bevorsteht. Zudem hat der Bundesstaat Glyphosat als krebserregend eingestuft.

Beim offiziellen Prozessbeginn am Montag wurde zunächst ein Richter bestimmt, am Donnerstag wird voraussichtlich die Jury eingesetzt. Den eigentlichen Verhandlungsbeginn erwarten Beobachter nicht vor Mitte kommender Woche.