Papst Franziskus hat die Gläubigen einer Gemeinde in Chile wegen "Verletzungen und tiefer Beleidigungen" im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal um Verzeihung gebeten. "Papst Franziskus hat mich beauftragt, jeden der Gläubigen der Diözese von Osorno und alle Bewohner dieses Gebiets um Verzeihung zu bitten", sagte der Papstgesandte Charles Scicluna am Sonntag.

Scicluna verlas einen Brief des Kirchenoberhaupts in der Kathedrale San Mateo in Osorno. Der maltesische Erzbischof und ein zweiter Sonderermittler des Papstes, der Spanier Jordi Bertomeu, waren am Dienstag in Chile eingetroffen. Sie sollten Missbrauchsopfer befragen und das Mitgefühl des Vatikans übermitteln. Einen Tag zuvor hatte Franziskus den Rücktritt des ehemaligen Bischofs von Osorno, Juan Barros, und zweier weiterer Bischöfe angenommen.

Barros und zahlreichen anderen ranghohen Vertretern der katholischen Kirche Chiles wird vorgeworfen, den Kindesmissbrauch durch den ehemaligen Priesterausbilder Fernando Karadima in den 80er und 90er Jahren ignoriert oder vertuscht zu haben.

Der Papst selbst hatte Barros 2015 trotz der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zum Bischof von Osorno ernannt. Anfang des Jahres nahm er den 61-Jährigen Barros außerdem bei einem Chile-Besuch öffentlich in Schutz. Davon rückte er später wieder ab.

Im April räumte der Papst "schwere Fehler" im Umgang mit dem Missbrauchsskandal ein. Er äußerte "Scham" und "Schmerz" angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer.