Ein spanisches Gerichtsurteil, bei dem fünf Männer vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurden, mobilisiert massiven Widerstand: Mehr als 1,2 Millionen Menschen unterzeichneten bis zum Samstag eine Protestpetition, in der das Oberste Gericht Spaniens aufgefordert wird, die für das Urteil verantwortlichen Richter für unfähig zu erklären.

Drei Richter in Pamplona hatten die wegen Vergewaltigung angeklagten Männer lediglich wegen "sexuellen Missbrauchs" verurteilt. Das Gericht hatte die Männer jeweils zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte fast 23 Jahre Haft beantragt. Nach Überzeugung der Anklage vergewaltigten die aus Sevilla stammenden 27 bis 29 Jahre alten Männer im Juli 2016 eine 18-jährige Frau bei den San-Fermin-Feierlichkeiten während des berühmten Stiertreibens in Pamplona.

Die Verteidigung argumentierte, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, und plädierte auf Freispruch. "Sexueller Missbrauch" bedeutet nach spanischem Recht im Gegensatz zum Straftatbestand des "sexuellen Angriffs", dass keine "Gewalt" oder "Einschüchterung" vorlag.

38-Jährige als Initiatorin

Die Petition gegen das Urteil wurde von einer 38-jährigen Spanierin gestartet. In dem Text heißt es, es gebe Richter, "die meinen, für einen sexuellen Angriff genüge es nicht, wenn fünf Männer eine wehrlose und betrunkene junge Frau angreifen und sie liegen lassen, nachdem sie noch ihr Telefon gestohlen haben". In ihrem Urteil hatten die Richter selbst darauf verwiesen, dass das Opfer den körperlich überlegenen Männern völlig ausgeliefert war.

Der Vorsitzende des Obersten Gerichts, Carlos Lesmes, verteidigte die Richter: Sie hätten "minutiös" die Beweislage analysiert, erklärte er am Freitag. Lesmes bedauerte zudem die Kritik an den Amtsträgern. Bereits nach der Urteilsverkündung hatte es Proteste gegeben. Viele der Demonstranten kritisierten vor allem, dass einer der drei Richter für einen Freispruch der fünf Männer plädiert hatte.

Die Staatsanwaltschaft kündigte bereits Berufung gegen das Urteil an. Die spanische Regierung kündigte an, eine mögliche Strafrechtsreform zu prüfen.