Es ist ein globales Staffellauf-Ereignis, das jedes Jahr aufs Neue fasziniert: Wenn die Uhren bei uns am 31. Dezember 11 Uhr vormittags schlagen, beginnt auf der kleinen Insel Kiritimati (Weihnachtsinsel) im Inselstaat Kiribati bereits die Zukunft. Zusammen mit den Bewohnern von Samoa sind sie die weltweiten Vorreiter. Sie sind die Ersten, die „Frohes Neues Jahr“ rufen dürfen.
Nur eine Stunde später, wenn wir uns hierzulande langsam auf das Mittagessen einstellen, zünden die Neuseeländer ihre Feuerwerke. Und ab dann geht es Schlag auf Schlag.
Die große Welle rollt gen Westen
Der erste wirklich ikonische Moment fand um 14 Uhr unserer Zeit statt: Im australischen Sydney erleuchtete das spektakuläre Feuerwerk die Harbour Bridge und das Opernhaus. Australien begrüßt das neue Jahr im Hochsommer – oft in kurzen Hosen und mit Barbecue am Strand. Stolze neun Tonnen Pyrotechnik und atemberaubende Spezialeffekte ließen anschließend Schaulustige im Hafenviertel von Sydney und vor TV-Geräten mehr als zwölf Minuten lang staunen. Von der Harbour Bridge flossen Kaskaden aus Licht, auch rund um das Sydney Opera House erleuchteten bunte Flammen und Feuerwerkskörper den Himmel.
Die Reise der Zeit fortsetzend, erreichen wir um 16 Uhr Tokio und Seoul. In Japan wird der Jahreswechsel traditionell eher spirituell begangen, mit Glockenschlägen in den Tempeln (Joyasai), die die 108 menschlichen Begierden vertreiben sollen.
Es folgen China, die Philippinen und Singapur (17 Uhr), bevor Indien um 19.30 Uhr nachzieht. Wenn in Moskau um 22 Uhr die Glocken des Kreml-Turms läuten, spüren wir in Mitteleuropa bereits das Kribbeln: Der Jahreswechsel steht unmittelbar vor der Tür.
Europa im Fokus: Ein Kontinent feiert
Europa selbst ist aufgrund seiner Zeitzonen zweigeteilt, doch der Großteil des Kontinents feiert gemeinsam.
23 Uhr: Den Anfang machen Griechenland, Finnland, das Baltikum und Rumänien. In Athen wird traditionell ein spezielles Basilius-Brot (Vasilopita) angeschnitten, in dem eine Münze versteckt ist.
Mitternacht: Dann ist der große Moment für Mitteleuropa gekommen. Von Deutschland über Frankreich, Italien, Spanien bis nach Polen und Schweden liegen sich Millionen Menschen in den Armen. In Berlin steigt am Brandenburger Tor eine der größten Open-Air-Partys der Welt, während in Paris der Eiffelturm in einer Lichtshow erstrahlt, statt eines lauten Feuerwerks. In Wien tanzt die Stadt zum Donauwalzer ins neue Jahr.
1 Uhr: Eine Stunde später folgen Großbritannien, Irland und Portugal. Die Schläge von Big Ben in London sind weltberühmt und markieren für viele den emotionalen Abschluss der europäischen Feierlichkeiten.
Rote Unterwäsche und Weintrauben: Kuriose Bräuche weltweit
Während Feuerwerk und Sekt fast überall dazugehören, gibt es lokale Traditionen, die Außenstehende oft zum Schmunzeln bringen. Wer in dieser Nacht das Glück erzwingen will, muss die Regeln kennen:
Spanien: Hier ist Schnelligkeit gefragt. Zu jedem der zwölf Glockenschläge um Mitternacht muss eine Weintraube gegessen werden (Las uvas de la suerte). Wer es schafft, hat im neuen Jahr Glück. Wer sich verschluckt, wohl eher nicht.
Italien: Wer in Italien Liebe und Glück sucht, trägt in der Silvesternacht rote Unterwäsche. Doch Vorsicht: Sie muss geschenkt sein, um zu wirken! Zudem essen viele Italiener Linsen, da diese Münzen ähneln und Reichtum versprechen.
Tschechien: Hier wird die Zukunft aus einem Apfel gelesen. Man schneidet ihn quer durch: Ein sternförmiges Kerngehäuse bedeutet Glück, ein Kreuz verheißt nichts Gutes.
Brasilien: Im brasilianischen Hochsommer trägt man Weiß – die Farbe des Friedens. An der Copacabana springen Feiernde über sieben Wellen und werfen Blumen ins Meer, um die Meeresgöttin Yemanjá zu ehren.
USA: In New York wartet man am Times Square auf den „Ball Drop“. Doch in den Südstaaten isst man „Hoppin’ John“, ein Gericht aus Augenbohnen und Reis, das Glück bringen soll.
Wer macht das Licht aus?
Wenn wir in Europa am Neujahrsmorgen erwachen, ist die Weltparty noch lange nicht vorbei. Um 6 Uhr morgens unserer Zeit feiert die Ostküste der USA (New York), um 9 Uhr folgt Los Angeles. Der absolute Schlussakkord fällt jedoch erst, wenn wir in Österreich am 1. Jänner bereits wieder beim Mittagessen sitzen: Um 12 Uhr wechselt Amerikanisch-Samoa ins neue Jahr.
Kurioserweise liegt dieses Gebiet nur rund 200 Kilometer vom Startpunkt Samoa entfernt – ist aber durch die Datumsgrenze einen ganzen Tag getrennt.