Bis Silvester 2023 ist Christina Block eine Prominente für Insider. In Hamburg kann das „Abendblatt“ knapp von der „Märchenhochzeit bei Blocks“ schwärmen — und alle wissen Bescheid. In Berlin aber ist „Block House“ nur eine knallrote Neonreklame, die weit über den Theodor-Heuss-Platz leuchtet. Dann werden in Dänemark Christina Blocks Kinder entführt, die jüngsten zwei von vier, Tochter und Sohn, dreizehn und zehn Jahre alt: Sie leben dort bei ihrem Vater, Blocks Ex-Ehemann Stephan Hensel, dem von der „Märchenhochzeit“ 2005.

Ab da kennt die Republik die „Steakhouse-Erbin“. Zumindest glauben das viele. Sie können es doch nachlesen. Erst recht, seit Christina Block (52) vor Gericht steht. Weil sie die Entführung selbst in Auftrag gegeben haben soll. Die Anklage lautet auf schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, schwere Misshandlung Schutzbefohlener. Bei einem Schuldspruch drohen Christina Block bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Mit ihr sitzen seit Juli im Saal 237 des Hamburger Landgerichts sechs weitere Beschuldigte, darunter Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling (66). Ja, der Delling von der „Sportschau“. Für ihn geht es „nur“ um Beihilfe. Oder Mittäterschaft. Er sagt: „Ich habe nie etwas Strafbares getan in meinem ganzen Leben.“ Bei Block klingt das nicht ganz so journalistisch gewandt: „Ich bin keine Gewalttäterin.“

Jahrelanger Streit ums Sorgerecht

Sicher ist, dass Blocks und Hensels Kinder aus Dänemark nach Deutschland gebracht wurden, wobei „gebracht“ ein zu schwaches Wort ist für die Eskalation eines jahrelangen Elternstreits ums Sorgerecht. Die Kinder wurden in ein Auto geschleift, ihr Vater zuvor niedergeschlagen, im Auto hatte die Tochter Todesangst um den unter sie gepressten Bruder. Bis die beiden auf einem Bauernhof am Schwarzwald, weit weg von Hamburg, auf ihre Mutter trafen, sollen sie durch einen Wald gehetzt worden sein, mit dem Tod bedroht, danach gefesselt und geknebelt.

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Aus besseren Zeiten: Block und Gerd Delling © IMAGO

Seit sie auf Gerichtsbeschluss zum Vater zurückgebracht wurden, leben beide an unbekanntem Ort, tragen andere Namen, sind in einem staatlichen Schutzprogramm. Auch gegen Stephan Hensel (54) läuft ein Verfahren wegen Entziehung Minderjähriger. Er hatte die Kinder 2021 nach einem Wochenendaufenthalt nicht mehr zurück zur Mutter gebracht. Hier ist er Nebenkläger und zerrt so viel schmutzige Wäsche hervor wie er nur kann. Christina Block sagt, sie habe von der Entführung nichts gewusst. Gerhard Delling sagt das auch – Indizien hingegen besagen anderes.

Das alles reicht für eine Tragödie, auch bei Menschen ohne Millionenvermögen und Fünf-Sterne-Hotel gleich an der noblen Außenalster im Portfolio. Im Fall Block aber kommt zum Geld noch einiges mehr, was die Neugier bis zur Schamlosigkeit reizt.

Prominente Namen

Der bislang einzige geständige Entführer, Tal S., arbeitet für eine israelische Sicherheitsfirma, die Jaakov Peri gehört. Der einstige Chef des Schin Bet, des Inlandsgeheimdiensts Israels, taucht ebenso als Randfigur auf wie sein deutscher Ex-Kollege vom Auslandsgeheimdienst BND, August Hanning, den wiederum Deutschlands ebenso berühmter wie umstrittener Privatermittler Werner Mauss angezählt hat. Von Blocks Lebenspartner Delling ist es nur ein Schritt zu Günter Netzer, aktuell die verehrteste Fußballikone der Beckenbauer-Zeit; die beiden waren mehr als ein Jahrzehnt das beliebteste Länderspiel-Kommentatoren-Paar der Republik.

Und weil jeder dieser Namen das Geschäft ankurbelt, bereiten selbst Regionalzeitungen den Prozess via „Liveticker“ auf, die „Bild“ lässt keinen Halbsatz aus. Der „Stern“ setzt am 16. Verhandlungstag elf Reporterinnen und Reporter ein — als Schlagzeile gibt es ein überbrachtes Zitat von Firmenpatriarch Eugen Block: „Finden Sie etwas gegen meinen nichtsnutzigen Ex-Schwiegersohn.“ Laut „Welt“ könnte auch der Patriarch selbst im Visier der Ermittler stehen.

Es geht um Rechtsfindung, um einen seriösen Prozess – doch selbst das Publikum im Gerichtssaal führt sich auf, als wäre es im Theater und applaudiert an den besten Stellen. Wie oft hat die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt schon um Ernsthaftigkeit gebeten? Und wird zum Prozessende knapp vor Weihnachten die Wahrheit gefunden sein? Ein Märchen ist Christina Blocks Leben jedenfalls nicht geworden.