Nach dem schweren Erdbeben in Südostasien ist die Zahl der bestätigten Todesopfer im Bürgerkriegsland Myanmar auf mehr als 2.000 gestiegen. Die dortige Militärregierung sprach in einer Mitteilung zuletzt von 2.065 Toten. Zudem seien mehr als 3.900 Menschen verletzt worden. Es würden über 270 Personen vermisst. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte nach Einschätzung von Experten noch weit höher liegen.
Das Beben vom Freitag mit der Stärke 7,7 mit Epizentrum in Myanmar hatte zu verheerenden Schäden geführt. Einsatzkräfte suchen in den Trümmern weiter fieberhaft nach Überlebenden. Dabei gibt es vereinzelt gute Nachrichten: In der besonders betroffenen Stadt Mandalay gelang es chinesischen Teams, rund 60 Stunden nach der Katastrophe drei Verschüttete lebend zu bergen, darunter ein fünfjähriges Kind.
Nach Erdbeben: Schwangere Frau gerettet
Zudem wurden eine schwangere Frau und eine 29-Jährige, die unter dem eingestürzten Hochhaus „Sky Villa Condo“ begraben lagen, gerettet. Weil wegen der schlechten Infrastruktur viele Opfer aber nicht erreicht werden können, liegt lokalen Medien zufolge mancherorts bereits ein schlimmer Leichengeruch in der Luft. Die Militärjunta in dem Krisenland rief bis zum 6. April eine einwöchige Staatstrauer aus.
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok, wo das Beben ebenfalls deutlich zu spüren war, dauert die Suche nach knapp 80 Vermissten unter einem eingestürzten 30-stöckigen Rohbau an. Die Helfer sind mit Baggern und Hundestaffeln im Einsatz. Verzweifelte Angehörige hoffen noch immer auf ein Wunder. Die 72 Stunden, die Verschüttete normalerweise ohne Essen und Trinken auskommen können, sind bereits verstrichen.
Sensoren erfassen Lebenszeichen
Nachdem am frühen Nachmittag eine weitere Leiche einer Frau in dem riesigen Berg aus Schutt und Geröll gefunden wurde, liegt die Gesamttodeszahl in der thailändischen Hauptstadt nun bei 19. Gleichzeitig schrieb die Zeitung „Bangkok Post“ aber von einem „Hoffnungsschimmer“.
Laut Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt sollen Infrarotsensoren am Sonntagabend die Lebenszeichen von mindestens drei Menschen in den Trümmern erfasst haben. Die Rettungskräfte hätten jedoch Schwierigkeiten, zu ihnen zu gelangen, da die Unglücksstelle weiter sehr unsicher sei.
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Höchste WHO-Alarmstufe ausgerufen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief für das Katastrophengebiet in Myanmar die höchste Alarmstufe aus. Bei einem solchen Notfall der Stufe 3 mobilisiert die UN-Behörde in Genf „große bis maximale“ Hilfsmaßnahmen.
Bisher hat die WHO drei Tonnen an medizinischen Hilfsgütern an Krankenhäuser in Mandalay und Naypyitaw geschickt. Das Beben zerstörte nach Angaben der UN-Behörde drei Kliniken völlig und beschädigte 22 Krankenhäuser. Der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Burma Human Rights Network, Kyaw Win, sagte in einem Telefoninterview, es seien durch das Beben auch 60 Moscheen eingestürzt, während gläubige Muslime sich dort zum Mittagsgebet versammelt hätten.
Derzeit liege die Zahl der Todesopfer unter muslimischen Gläubigen landesweit bei mindestens 700, wie aus Behördeninformationen und Gesprächen mit Augenzeugen hervorgehe. Jede Moschee fasse aber mehrere Hundert Menschen. „Das Problem ist, dass die Beschaffung der tatsächlichen Informationen extrem schwierig ist“, sagte Kyaw Win. Wahrscheinlich gebe es noch viel mehr Opfer. Die Lage dort sei schrecklich.
Myanmar ist ganz überwiegend buddhistisch, muslimische Minderheiten werden zumeist verfolgt. Deshalb sei es seit vielen Jahren auch nicht erlaubt worden, baufällige Moscheen zu renovieren, betonte der Menschenrechtler. Entsprechende Anträge würden immer wieder abgelehnt.
Lage in Myanmar verheerend
Die Lage in dem international weitgehend isolierten Vielvölkerstaat ist ohnehin verheerend. Die Generäle regieren das frühere Burma mit brutaler Härte. Luftangriffe auf Widerstandsgruppen mit vielen Toten sind an der Tagesordnung. Auch wird Myanmar immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht. Erst im vergangenen Jahr gab es nach schweren Regenfällen massive Überflutungen, von denen der UN zufolge mehr als eine Million Menschen betroffen waren. Hunderte ertranken.
Die WHO wies darauf hin, dass sich die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland in den vergangenen Jahren noch weiter verschlechtert habe. Bereits vor dem Beben vom Freitag seien 12,9 Millionen Menschen in dem Krisenstaat auf medizinische Hilfsmaßnahmen angewiesen gewesen.
„Ich habe in meinem Leben schon einige Erdbeben erlebt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte ein Mitarbeiter der Organisation International Rescue Committee (IRC) schockiert. Es fehle an allem, vor allem an Lebensmitteln und sauberem Wasser.
Die WHO forderte Geberländer dazu auf, rasch acht Millionen Dollar (7,4 Millionen Euro) bereitzustellen. Damit soll die Behandlung von Verwundeten und die Verhinderung von Krankheitsausbrüchen in den nächsten Wochen sichergestellt werden. Internationalen Medien untersagte die Junta hingegen den Zugang zum Katastrophengebiet.
Beben auch nahe Tonga
Auch nahe dem Inselstaat Tonga im Südpazifik wurde ein schweres Erdbeben gemeldet. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke der Erdstöße vom frühen Montagmorgen (Ortszeit) mit 7,0 an. Demnach lag das Zentrum 73 Kilometer von der Stadt Pangai entfernt in einer Tiefe von 29 Kilometern. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht. Der Sender Radio New Zealand schrieb, es habe sich um das heftigste Beben in Tonga seit zehn Jahren gehandelt. Zudem gab es mehrere starke Nachbeben. Eine ursprüngliche Tsunami-Warnung wurde aber wieder aufgehoben.