Die Vorwürfe stehen schon länger im Raum: Der Ex-Wirecard-Chef Jan Marsalek soll für Russland spioniert haben. Nun verdichteten sich die Hinweise darauf. Das „Wall Street Journal“ (WSJ) beschreibt detailliert die Geheimdienstaktivitäten des Ex-Wirecard-Managers.

Wirecard als Drehscheibe

Konkret heißt es, dass Marsalek an der Neuaufstellung des Afrika-Imperiums von Ex-Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin arbeite. Die US-Zeitung, die aus Geheimdienstdokumenten zitiert, gibt zudem bekannt, dass Marsalek zum Zeitpunkt seiner Flucht schon zehn Jahre für Moskau tätig gewesen sein soll.

Wirecard soll demnach als eine Art Drehscheibe für Zahlungen russischer Geheimdienste genutzt worden sein. Gelder von Waffenhandel und anderen dubiosen Geschäftszweigen sollen demnach über Marsalek gelaufen sein. Der Österreicher soll zudem auch Daten und Informationen von ehemaligen Managern an Moskau weitergegeben haben. Informationen soll Marsalek auch durch seine Kontakte im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (heute Direktion Staatsschutz und Nachrichten; DSN) gesammelt haben.

Unklar ist derzeit der Aufenthaltsort von Marsalek. Die britische Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er nach seiner Flucht als Kontaktmann für einen russischen Spionagering in London operierte. Es soll dem ehemaligen Wirecard-Chef gelungen sein, ein Unternehmen zu gründen, obwohl er mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Marsalek verwendete dafür wohl einen gefälschten tschechischen Pass.

Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass der ehemalige Finanzchef mit einer russischen Identität in den Vereinigten Arabischen Emiraten operiert und von hier aus das Erbe von Prigoschins Arbeit antritt.