Und wie komme ich da jetzt hinauf? Campen zu ebener Erde, das kenne ich seit meinem 0,5. Lebensjahr, aber eine Nacht in einem Dachzelt – so hoch hinaus bin ich noch nie gekommen.

Vor rund einer Stunde sind wir mit dem Mini Countryman von München zu einem Kurzurlaub am Sylvensteinstausee aufgebrochen. Und nur ein paar Minuten nachdem das SUV unter einer Buche verstaut ist, entfaltet sich die regenfeste Leinwand-Villa auch schon wie von Geisterhand aus ihrem Glasfaser-Kokon. Einfach nur die Sicherheitsverschlüsse – zwei vorn, einer hinten – entriegeln: Den Rest erledigen die vier Gasdruckfedern. Sehr elegant, das Campen so ganz ohne Schnüre und Heringe.

Das Hartschalen-Dachzelt wurde 1958 in Italien erdacht, deshalb weiß der auf dem Stiefel verortete Hersteller Autohome auch, was er tut. Die mobile Unterkunft ist für den Mini Countryman maßgeschneidert, das Fundament bildet die Dachreling aus dem Zubehör. In geschlossenem Zustand ist es von einer herkömmlichen Dachbox kaum zu unterscheiden, in entfaltetem Zustand ragt es mit einer Grundfläche von 2,10 mal 1,30 Metern 94 Zentimeter in die Höhe. Heißt: Man kann im Zelt zu zweit übernachten, auch wenn man sich dann schon sehr gernhaben muss.

In der Box finden wir dann auch die Aluminiumleiter, womit sich das Einstiegsproblem auch in Wohlgefallen aufgelöst hätte. Zipp, zapp – schon sind die beiden Einstiege geöffnet und die Bettstatt breitet sich vor einem aus. Die Matratze füllt die ganze untere Hälfte der Dachschale aus, es gibt Gepäcknetze und Taschen an den Seiten, in denen man seine Habseligkeiten verstauen kann, und die batteriebetriebene LED-Beleuchtung am Zelthimmel erspart einem das Herumtapsen im Dunklen. Positiver Nebeneffekt des Hochsitzes: Das Zelt zu erklimmen, ist den meisten Krabbeltieren zu blöd. Ja, so lässt es sich auf einem Kurzurlaub durchaus leben.

Und wenn der Kollege im Zelt nebenan im Schlaf nicht den kleinen Buchenhain absägen würde, das ganz sanfte Schaukeln des Countryman unter einem könnte einen wohl ohne Schäfchenzählen direkt ins Traumland schicken. So führt der Umweg über Ohropax zu einer überraschend komfortablen Nachtruhe.

Eines sei dem Dachzelter in spe noch ins Gästebuch geschrieben: In der morgendlichen Verschlafenheit sollte man nie vergessen, dass man die Nacht auf dem Auto verbracht hat. Sonst ist man schneller wach, als einem lieb ist.