Wer hätte gedacht, dass die Marke Aston Martin im zarten Alter von 106 Jahren noch unter die Motorradhersteller geht? Aber die Briten wagen diesen Ausflug auf zwei Räder immerhin gemeinsam mit einem Partner, der schon ein Weilchen Erfahrung mit der Materie hat. Nämlich Brough Superior.

Nein, es ist keine Schande, wenn es da nicht gleich klingelt, weshalb wir kurz 100 Jahre in der Zeit zurückreisen: George Brough (gesprochen "Braf") gab es seinen Kunden schriftlich: Der Konstrukteur, Unternehmer und Rennfahrer ließ seine Motorräder ab 1919 im englischen Nottingham in Handarbeit bauen. Und weil Maschinen der Marke Brough damals so ziemlich die heißesten Eisen waren, die man kaufen konnte, und den Ruf absoluter Zuverlässigkeit genossen, nannte man sie bald "Rolls-Royce der Motorräder". Und die Überlegenheit führten sie auch im Namen: Brough Superior.

Die meistgebauten Modelle waren die SS 80 und die SS 100, die mit Zertifikat ausgeliefert wurden, die Zahl im Namen war als Topspeed zu erreichen – allerdings in Meilen. Das Topmodell war also mehr als 160 km/h schnell, was angesichts damaliger Technik und Straßen neben Mut großes fahrerisches Können verlangte. Das bekam leider auch Broughs bester und berühmtester Kunde zu spüren: T. E. Lawrence alias Lawrence von Arabien hatte in zwölf Jahren sieben Superior erworben. Am 13. Mai 1935 verunglückte der Oberst, Spion und Schriftsteller bei einem Ausweichmanöver und erlag sechs Tage darauf seinen Verletzungen. 1940 ging auch die Marke den Weg alles Irdischen. Bis 2013. Da erweckte der Motorraddesigner Thierry Henriette den Namen Brough mit neuen Modellen zum Leben.

Aber was hat Aston Martin mit all dem zu tun? Die Mannen rund um Chefstylist Marek Reichman steuerten das Design bei. Herausgekommen ist mit der AMB 001 eine Maschine für die Rennstrecke und dem einen oder anderen technischen Leckerbissen: Wie zum Beispiel tragenden Monocoque aus Carbon oder die Frontgabel mit Doppelquerlenkern. Mit Kohlefaser, Titan und eloxiertem Aluminium kann sich die Liste der verwendeten Werkstoffe lesen lassen. Aber das Herzstück ist der turbogeladene V2, dessen 180 PS auf 180 Kilogramm Trockengewicht treffen.

Die AMB 001 wird in der Brough-Manufaktur im französischen Toulouse von Hand gebaut und soll ab dem vierten Quartal 2020 ausgeliefert werden. Man kann sich also schon um eines der nur 100 Stück, die gebaut werden, bewerben. Im Hinterkopf sollte man dabei allerdings den Startpreis von 108.000 Euro behalten. Und dass der Tarif eigentlich ein Schnäppchen ist: Originale Superior erreichen heute in Auktionen nämlich Preise jenseits der 300.000 Euro.

Mehr zum Thema