"Es ist ja eine lustige Geschichte“, erzählt der Fotograf Werner Stieber schmunzelnd. „Ich lebe in Hitzendorf in der Steiermark und versuche mein Leben nachhaltig zu führen und es langsamer anzugehen.“ Er habe ja schon immer anders getickt. „In meiner Jugend sind alle auf Golf und Manta abgefahren, aber ich habe mir einen Citroën 2 CV gekauft.“ Weil sie als Familienauto aber nicht taugte (zwei Kinder), wurde die Ente verkauft – doch das Auto ließ ihn nie mehr los. „Zum 30. Geburtstag meiner Tochter habe ich durch Zufall so eine Ente gefunden – und ebenso 30 Jahre jung wie sie.“ Stiebers Wunsch: einmal mit der 27-PS-Ente nach Frankreich und Paris, samt Eiffelturm-Foto.

Werner Stieber mit seinem Sohn Daniel
Werner Stieber mit seinem Sohn Daniel © WERNER STIEBER

Zehn Tage nachdem sich Stieber und sein Sohn Daniel zur Fahrt entschlossen hatten, stiegen sie ein. Ohne Vorbereitung. „Ich wollte dieses irre Lebenstempo, mit dem wir unterwegs sind, drosseln. Ich war zum Beispiel einer der ersten, die den Tesla 3 angezahlt haben – aber nach der Probefahrt wusste ich: Das ist zu schnell. Deshalb die Ente.“

Auf der Reise hat Stieber die hohe Akzeptanz der Menschen überrascht: „Wir sind ja ständig überholt worden, bergab geht mein 2 CV schon 90 km/h, im Schnitt sind es 65 bis 75 km/h. Aber egal ob Lkw- oder Mopedfahrer oder Kinder an der Straße – sie hupen, winken, der Daumen geht nach oben. Es war spürbar, dass sie diese Art des Reisens mögen. Selbst bei unserem einzigen Defekt (Anm.: Gasrückzugsfederproblem, das Gas blieb stecken) hielt sofort jemand an und half uns.“ In der 2-CV-Garage Pierre in Paris wurde dann später repariert.

Im hektischen Paris freilich blieb den beiden Zeitreisenden fast die Luft weg. Zu stressig, zu schnell ist die Stadt. Trotzdem gab’s Lichtblicke: Ein 2-CV-Guide (fährt mit einem eigenen 2 CV als Tourguide) brachte sie zu den schönsten Plätzen. „Stoßstange an Stoßstange haben wir fotografiert und Videos gemacht.“ Und letztlich das Foto samt Eiffelturm, inklusive Touristenbelagerung beim Auto. Zurück ging es über Nebenstraßen und kleine Dörfer. „Alleine die Begegnungen, die man hat, wenn man sich die Zeit nimmt, sind es wert. Zum Beispiel: Einer, den wir trafen, schimpfte so lange mit der Dorfwirtin, bis sie uns den Touristen-Nepp-Preis zurückgab.“

Gesamtbilanz: zehn Tage Reisezeit, drei Strafzettel (darunter: 70 Euro für 9 km/h zu schnell in der Schweiz!) und 202 Euro Spritkosten. „Ach, übrigens“, sagt Stieber, „um meine neue Langsamkeit zu unterstreichen, habe ich ein Freijahr genommen. Im November geht es mit einer anderen, 16 PS starken Ente auf eine Europareise.“

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