Der zur Schau getragene Optimismus und das kollektive Lächeln zählen zur Grundausstattung der Automanager auf den Messen. Das wird auch ab Mitte nächster Woche in Genf so sein, wo sich Hersteller aus aller Welt zum traditionellen Branchentreff versammeln. Der Salon in der Schweiz ist der wichtigste auf europäischem Boden, er ist Trendsetter und Muntermacher zugleich und bildet vor allem im noch jungen neuen Jahr die Stimmung der Industrie ab.

Und die war schon wesentlich besser. Obwohl die meisten Autobauer trotz des Schlamassels im Zuge des neuen Prüfverfahrens WLTP gegen Jahresende noch sehr solide Bilanzen für 2018 vermelden konnten, stellen sich die Produzenten auf eine Fastenzeit ein. Zwar will niemand das Wort Krise oder Rezession in den Mund nehmen, doch scheint klar, dass nach sieben fetten Jahren jetzt eher kalte Küche angesagt ist.

Der Weltmarkt, 2018 auf einem Rekordhoch von 85 Millionen, wächst nicht mehr. Der Zenit scheint überschritten, der Motor stottert zu Jahresbeginn bedenklich. Die Schlüsselmärkte schrumpfen, allen voran die USA und China, wo für heuer gar ein Minus von sechs Prozent prognostiziert wird. Eine fatale Situation in erster Linie für die deutschen Hersteller, deren Kassen seit Jahren im wichtigsten Einzelmarkt prall gefüllt werden.

Ist die Eintrübung der Autokonjunktur ein Thema, sind es die externen Rahmenbedingungen, die zudem schwer drücken. Die Auswirkungen eines harten Brexits und eine Eskalation im Handelsstreit der Amerikaner mit China und Europa könnten gravierende Folgen besonders für die Geschäftsentwicklung der deutschen Autobauer haben. Spätestens am 18. Mai wird man Gewissheit haben, ob US-Präsident Donald Trump Zölle auf europäische Autos einführen lässt oder nicht. Folgt Trump der Empfehlung des US-Handelsministeriums, das importierte Fahrzeuge als „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ einstuft, könnte das Weiße Haus Strafzölle von bis zu 25 Prozent festlegen.

Verluste von bis zu 10 Milliarden Euro

Tritt dieses Szenario ein, bekommt Deutschland ein richtiges Problem. Dann ist zu befürchten, dass sich der Absatz von Volkswagen, Mercedes und BMW in den USA halbiert. 2018 waren es rund 600.000 Stück, das entspricht rund zehn Prozent der deutschen Produktion. Marktforscher würden mit jährlichen Verlusten von bis zu zehn Milliarden Euro rechnen.

Fakt ist: Die Gewinne werden bei den meisten Herstellern nicht mehr so sprudeln wie in den letzten Jahren. Damit steigt der Druck, weil die Autobauer im Zuge des technologischen Wandels hohe Milliardeninvestitionen tätigen müssen, um die Themen der zukunftsweisenden Mobilität - Elektroantrieb in jeder Form, Vernetzung und Digitalisierung, autonomes Fahren - zu stemmen.

2019 als Jahr der Entscheidung

In der Branche wird 2019 als richtungsweisendes Jahr gesehen, als Jahr der Entscheidungen. Es wird sich zeigen, ob das Elektroauto tatsächlich an Flughöhe gewinnt und massentauglich wird. Oder sich als Irrweg erweist und die Brennstoffzelle oder die inzwischen von vielen favorisierten emissionsfreien synthetischen Kraftstoffe - E-Fuels - ins Rennen kommen. Es geht auch um die Zukunft des Verbrennungsmotors, der kaum zu halten sein wird, will man die verschärften CO2-Grenzwerte (95 Gramm bis 2021, 59 Gramm bis 2030) erfüllen.

Viel Gesprächsstoff für Genf, wo neue Spieler den Platz betreten, aber sich auch einige abgemeldet haben: wie Ford, Opel, Volvo, Hyundai, Jaguar und Landrover, die passen. Der Wandel hat auch die Salons erreicht. Die neuen Bühnen heißen Las Vegas, Barcelona, Goodwood. Für die Frankfurter IAA im September haben schon 14 Marken abgesagt, inklusive Toyota.

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