Wenn es um die 32-Stunden-Woche geht, spricht Jürgen Mandl Klartext. Vom Präsidenten der Wirtschaftskammer Kärnten kommt ein „klares Nein“ zur neuen, kürzeren Vollzeit.

Unter #meinearbeit und dem Motto „Nicht weniger Arbeitszeit für alle“ hat die Wirtschaftskammer daher eine österreichweite Kampagne gegen die Arbeitszeitverkürzung gestartet. Mandl: „Die Verteufelung von Arbeit ist ein ideologischer Irrweg. In Verbindung mit dem bestehenden, eklatanten Arbeitskräftemangel würde eine Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden pro Woche den heimischen Wirtschaftsstandort massiv gefährden und unsere Wettbewerbsfähigkeit ernsthaft beeinträchtigen.“ De facto sind die durchschnittlich geleisteten Wochenarbeitsstunden in Österreich seit 2004 ohnehin schon von 33,9 auf 29,2 gesunken. Gründe dafür: Die Teilzeitquote ist in den letzten Jahren gestiegen, die Zahl der Überstunden gesunken. Mit einer weiteren Reduktion der Arbeitszeit könnten sich zudem die Standards im österreichischen Sozialsystem verschlechtern. Leistungskürzungen in den Betrieben, aber auch in vielen anderen Bereichen wären die Folge: Krankenhäuser, Pflegeheime oder Schulen hätten noch weniger Personal zur Verfügung, Arztpraxen und Kindergärten müssten ihre Öffnungszeiten einschränken. Mit einem umfassenden Marketingpaket von Pressegesprächen über Inserate, Plakate, Hörfunk-Kooperationen, TV-Spots, Kinowerbung, Social-Media, Buswerbung, Video-Nachrichten von bekannten Testimonials bis hin zu Verteilaktionen mit Unternehmerinnen und Unternehmern an stark frequentierten Plätzen kämpft die Wirtschaftskammer gegen die weitere Aushöhlung der heimischen Wirtschaftskraft. „Unser Appell lautet, den Wirtschaftsstandort zu stärken und nicht durch politisch motivierte Hirngespinste zu gefährden“, mahnt Mandl.

 WK Kärnten-Präsident Jürgen Mandl |  WK Kärnten-Präsident Jürgen Mandl
 WK Kärnten-Präsident Jürgen Mandl
|  WK Kärnten-Präsident Jürgen Mandl © Zagorz

Arbeit ist keine Tortur

Ihre Kampagne stellt den Wert von Arbeit in den Mittelpunkt. Was wollen Sie damit erreichen?

Jürgen Mandl: Wir unterstreichen, dass Arbeit sinnstiftend und keine Tortur ist. Es gibt sehr viele Menschen, die arbeiten wollen und dies auch gerne tun. Diesen Menschen geben wir eine Bühne, um zu zeigen, warum sie gerne arbeiten.

Gleichzeitig wird in der politischen Arena der Ruf nach einer Arbeitszeitverkürzung immer lauter. Beunruhigt Sie das?

Diese Diskussion geht an der Realität vorbei. Mit Teilzeitfantasien ist kein Vollzeitstaat zu machen, schon gar nicht einer der besten Sozial- und Wohlfahrtsstaaten der Welt wie unserer. Eine Arbeitszeitverkürzung würde uns gegenüber ausländischen Konkurrenten weiter ins Hintertreffen bringen. Berechnungen zeigen, dass bei einer Verkürzung umgerechnet die Arbeitsleistung von 230.000 Personen fehlen würde.

Welche Alternativen zur Arbeitszeitverkürzung gibt es?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie das Arbeiten im Alter attraktiver zu machen oder Überstunden steuerlich zu begünstigen. Auch die Kinderbetreuung ist ein wesentlicher Faktor, um Erwerbstätige zu unterstützen.