Das Streben nach Glück, der Wunsch nach Erfüllung der Träume, die Sehnsucht nach einem guten Leben, das treibt uns an und doch können wir es niemals einholen. Diese Spannung findet im Advent ihren besonderen Ausdruck.

Ich mag es, wenn zum gefühlt tausendsten Mal „Driving Home for Christmas“ aus dem Radio tönt. Wenn Rentierschlitten, Girlanden und Lichterketten die zwölfmonatige Isolation im Kellerregal heil überstanden haben und wieder vor meinem Haus erstrahlen. Wenn die Tochter des Nachbarn mir stolz erzählt, dass sie gerade den Brief ans Christkind geschrieben hat.

Das Warten ist ja mit der urmenschlichen Erfahrung verbunden, dass nicht alles Glück in unserer Hand liegt, sondern dass es dazu andere Menschen, geschenkte Zeiten und Orte braucht. Sie wird mir deshalb heuer fehlen: die große Tochter, weil Heimkommen in die Quarantäne sich alles andere als weihnachtlich anfühlt. Mit dem Freund aus Übersee muss es wohl auch beim virtuellen Punsch über Tausende Kilometer bleiben. Wir schenken uns Zeit und das Gefühl, am gleichen Ort zu sein.