Von außen verrät das Haus am Grazer Freiheitsplatz natürlich nicht, was es beheimatet. Der einzige potenzielle Hinweis – die Gegensprechanlage – ist nämlich nicht einsehbar. Schade, dass Spaziergänger nicht in den Genuss des Lesens kommen, denn glaubt man der Türklingel, lebt hier die Crème de la Crème der österreichischen Theaterliteratur. Ingeborg Bachmann neben Ferdinand Raimund, Franz Grillparzer eine Etage unter Thomas Bernhard.

Die Realität ist, dass hier im Hinterhaus des Schauspielhauses nach einer Dachbodensanierung zehn Kleinwohnungen, drei Büros und ein neuer Proberaum entstanden sind. Die Wohnungen stehen den Theatergästen für ihren Arbeitsaufenthalt zur Verfügung. Schauspieler, Regisseure oder Musiker, die für den Zeitraum einer Produktion, etwa sechs bis acht Wochen, hier leben.

Wie die Schauspielerin Christiane Roßbach, die bereits zum wiederholten Mal in Graz gastiert. Diesmal hat sie die Wohnung „Jonke – benannt nach dem Kärntner Schriftsteller Gert Jonke – bezogen. Zwar nur 25 Quadratmeter groß, aber durch den überragenden Blick auf den Schloßberg überaus beliebt. „Der kurze Weg zur Arbeit ist ein Vorteil, da bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche“, meint sie. Textlernen zum Beispiel, man ist schließlich zum Arbeiten hier. Trotzdem kommt auch ein gewisses WG-Gefühl auf, schließlich teilen sich die Bewohner der Kleinwohnungen nicht nur viele Wände – „dick genug, dass man nicht gestört wird, und dünn genug, um sich nicht einsam zu fühlen“ –, sondern auch eine Waschmaschine am Gang.

„Es lebt sich recht autark“, so Roßbach, Besuch ist gern gesehen, vor allem, wenn es sich um Familienangehörige handelt. Um das zu unterstreichen, haben die Verantwortlichen auch Gitterbetten angeschafft, ein recht moderner Schritt im sonst eher familienunfreundlichen Theaterleben.

Die übrige Einrichtung der Wohnungen ist neutral. Ikea-Betten treffen auf Restbestände alter Produktionen, wie die Sitzbank in der Wohnung „Bachmann“, die nach unzähligen Malen auf der Bühne hier neu gepolstert ihr Für-immer-Zuhause gefunden hat. „Außer einem Toaster fehlt hier nichts“, lässt Christiane Roßbach einen Wunsch anklingen. „Und das Gefühl von studentischem Zusammenleben hält jung!“