Unternehmen weltweit – von der Lufthansa über BMW bis zur Rewe-Gruppe – lagern zumindest Teile ihrer IT an den Cloud-Dienstleister Anexia mit Sitz in Klagenfurt aus. Direkt und indirekt hängen so rund um den Globus Millionen von Arbeitsplätzen – viele davon im Homeoffice – von der funktionierenden IT-Infrastruktur bei Anexia ab. „Wir tragen eine riesige Verantwortung: Sollte unsere Infrastruktur nicht funktionieren oder sollten wir nicht mitwachsen können, könnte alles zusammenbrechen“, weiß Anexia-CEO Alexander Windbichler.

Enorme Anforderung an Systeme

Sein Unternehmen gilt bei Cloud-Anbietern als Europas Antwort auf Google und Amazon. Die Systembelastung ist enorm: Der Datentransfer hat sich teils verdreifacht, die Rechenleistung mehr als verdoppelt, mancherorts gar verzehnfacht. „Wir müssen in unserer Cloud-Infrastruktur zu jedem Zeitpunkt die notwendige Kapazität liefern.“ Zu Hilfe kam Windbichler, dass er bereits im Jänner in einer Vorahnung die Lager mit neuer Hardware auffüllte. Vor gut zwei Wochen wurde dann „alles, was wir im Lager hatten, in den Kernstandorten in Wien, Frankfurt, Nürnberg und Washington verbaut“. Eine, findet Windbichler, „wirklich gute Entscheidung“. In Deutschland wurden die Kapazitäten sogar verdoppelt.

Cyberabwehr wird wichtiger

Zunehmend wichtiger wird jetzt Cyberabwehr: „Wir merken, dass vermehrt Infrastruktur von Kunden angegriffen wird. Etwa die Endpunkte der VPN-Einwahl.“ Bei Erfolg wäre jegliches Homeoffice jäh gestoppt. „Die Firmen sind jetzt extrem verwundbar.“ Das Phänomen, dass Heimarbeitsplätze attackiert werden, sei noch nicht verbreitet, nehme aber zu: „Da kommt etwas auf uns zu, weil so viele dranhängen.“ Man könne Kunden aber gegen solche Attacken schützen. Dennoch bleibe die Lage höchst unberechenbar: „Wir entscheiden jetzt von Stunde zu Stunde“, sagt Windbichler. „Wir haben uns auf einen Riesensturm vorbereitet. Es kann nass und eiskalt werden. Jetzt ist der Sturm da. Ob aber unsere Vorkehrungen reichen werden, weiß niemand. Keiner, der seriös ist, kann sagen, wir schaffen das.“

Riskant sei es, wenn etwa an bestimmte Standorte gar nicht mehr geliefert werden könne oder der Zutritt zu Rechenzentren verweigert wird. Windbichler selbst setzt in der Krise auf Transparenz und beschreibt den aktuellen Liquiditätsstatus von Anexia live im Internet.