Die heimischen Banken haben per Ende Juni aufgrund der Coronakrise rund 10 Prozent des aushaftenden Kreditvolumens an Unternehmen, Selbstständige und Privathaushalte gestundet. Die Finanzinstitute verzichteten im Rahmen von freiwilligen Moratorien temporär auf die Rückzahlung von rund 90.000 Krediten in Höhe von 22 Milliarden Euro, aufgrund gesetzlicher Moratorien waren es 116.000 Kredite in Höhe von 8,6 Milliarden Euro, geht aus Daten der OeNB hervor.

Freiwillige Kreditmoratorien

Bei den freiwilligen Kredit-Moratorien entfielen 14,1 Milliarden Euro auf nichtfinanzielle Unternehmen, auf selbstständige Erwerbstätige rund 4,3 Milliarden Euro und auf sonstige Haushalte rund 3,7 Milliarden Euro, sagte der Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Gottfried Haber, am Dienstag bei der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts. Im Rahmen der gesetzlichen Moratorien stundeten die heimischen Banken bis Ende Juni Kredite in Höhe von 7 Milliarden Euro an sonstige Haushalte und Kleinstunternehmen und 1,7 Milliarden Euro an selbstständig Erwerbstätige. Es gebe kein bestimmtes Datum für das Auslaufen der Krediten-Moratorien und dadurch erwarte man derzeit keinen "Klippeneffekt", so Haber.

Keine Kreditklemme

Die Notenbanker zeigten sich mit der Performance des heimischen Finanzsektors in der Coronakrise zufrieden. Die Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Volkswirtschaft, Doris Ritzberger-Grünwald, ortet "keine Kreditklemme". Die heimischen Banken hätten in der Coronakrise mit Überbrückungskrediten und Refinanzierung geholfen. "Staatliche Garantien spielen eine wichtige Rolle." Für OeNB-Finanzmarkt-Hauptabteilungsleiter Philip Reading war die Liquidität der Banken in der Coronakrise "hervorragend", die Institute seien "gut kapitalmäßig ausgestattet". Den Finanzmarkt könne man "als stabil bezeichnen", es seien Puffer vorhanden, so der OeNB-Vize-Gouverneur.