Der Ehrgeiz des kleinen südostasiatischen Stadtstaates ist gewaltig. Das autoritär regierte Singapur, das keine Bodenschätze aufweist, setzt alle Hebel in Bewegung, um auf allen Gebieten zur Avantgarde der modernsten und fortschrittlichsten Länder aufzurücken. Bei den nicht ganz unumstrittenen PISA-Rankings liegt man unangefochten auf Platz eins. Universitäten, die vor 30 Jahren aus dem Boden gestampft wurden, sind den großen amerikanischen und britischen Unis dicht auf den Fersen.

Das Leistungsprinzip ist die einigende Klammer: Professoren, die sich nicht innerhalb von sieben Jahren international einen Namen gemacht haben, werden gefeuert. 70 Prozent der Professoren kommen aus dem Ausland. Knapp 20 Milliarden Dollar macht das staatliche Forschungsbudget für fünf Jahre aus – ein Vielfaches des österreichischen. Die strategischen Entscheidungen werden zentral im Büro des Premierministers gesteuert. Wer aufbegehrt, landet hinter Gitter.

"Die Chance ist groß"

Singapur, das sich bevölkerungsmäßig seit 1990 verdoppelt hat, will auch urbaner Trendsetter sein. So will der Kleinstaat an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel auch beim autonomen Fahren zum globalen Musterland aufsteigen. 2022 soll der öffentliche Verkehr in den drei Stadtvierteln Punggol, Tengah und Juronga nur noch mit selbstfahrenden Kleinbussen betrieben werden. Die Ausschreibung ist bereits abgeschlossen. Beim gestrigen Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz, Infrastrukturminister Norbert Hofer und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck in Singapur stand das Thema – informell freilich – ganz oben auf der Agenda: In der engsten Auswahl ist auch Magna mit dem Standort Graz, die Entscheidung über die Vergabe fällt in den nächsten Monaten. „Das ist eine extrem wichtige Entscheidung, weil es sich um eine zukunftsweisende Technologie handelt“, erklärt Kurz nach den politischen Gesprächen mit der Regierungsspitze. „Der Standort Graz ist wettbewerbsfähig und gut aufgestellt. Die Chance ist groß, dass Graz das Rennen macht.“ Noch euphorischer ist Hofer: „Wer, wenn nicht Magna in Graz? Magna hat sehr, sehr gute Karten.“

Selbstfahrende Kleinbusse für bis zu zwölf Personen

In Singapur weilte gestern auch Magna-Manager Dieter Althaus, der das Projekt federführend begleitet. Erhält Magna den Zuschlag, würde Graz selbstfahrende Kleinbusse, die bis zu zwölf Personen umfassen, in größerer Zahl nach Fernost liefern. Im Herbst nächsten Jahres sollen bereits erste Testfahrten in dem südostasiatischen Kleinstaat über die Bühne gehen. In der ersten Phase sollen die wie von Geisterhand bewegten Busse noch von einem Fahrer begleitet werden. Althaus will keine Prognosen anstellen und hält sich in seinen Äußerungen nobel zurück.