Feistritz an der Gail ist die kleinste Gemeinde in Kärnten mit gerade einmal 623 Einwohnern. Und genau dort hat sich die Capita Mfg GmbH 2015 ihr "Mothership" hingebaut. Mitten auf die grüne Wiese. Die Holzfassade des Firmengebäudes umfasst 2500 Quadratmeter. Und produziert werden hier zehn Prozent der Snow- und Kiteboards für den Weltmarkt. "In Summe sind es 100.000 Stück pro Jahr", sagt Gregory Gisler, der seit 2017 dem Vorstand des Unternehmens angehört. Er ist mit seiner Familie aus den Staaten nach Kärnten übersiedelt.

Der zweite Geschäftsführer von Capita, Blue Montgomery, leitet die Firma von Seattle aus. Er hat sie vor 20 Jahren in den USA gegründet. Quasi über Crowdfunding. Nur, dass das Sammeln von Geld damals ein wenig anders funktioniert hat. Die Bildergalerie bei Capita zeigt wie. Montgomery hat sich mit einem Plakat an den Straßenrand gesetzt und versucht, Leute zu motivieren, in seine Idee zu investieren – mit Erfolg.

Unternehmensgründer Blue Montgomery
Unternehmensgründer Blue Montgomery © Weichselbraun

Heute werden bei Capita mit Snow- und Kiteboards 12 bis 14 Millionen Euro jährlich umgesetzt. "Wir sind in den vergangenen Jahren, unabhängig davon, ob der Markt nach oben oder unten gegangen ist, kontinuierlich gewachsen", sagt Gisler.

Mehr als 64.000 Snowboards werden jährlich bei Capita produziert
Mehr als 64.000 Snowboards werden jährlich bei Capita produziert © Weichselbraun

Die Entwicklung ist mehr als rasant: 2013 wurden – damals noch am ehemaligen Elan-Standort in Fürnitz – 25.737 Snowboards produziert, heute sind es mehr als 64.000. Zwischen 100 und 110 Mitarbeiter werden je nach Saison bei Capita beschäftigt. "Und wie bei den Kunden sind wir auch bei den Mitarbeitern sehr international. Sie kommen aus 16 verschiedenen Nationen", erzählt der St. Veiter Wilhelm Ebner, der seit 2017 in beratender Funktion der Geschäftsführung angehört.

Hauptgesellschafter sitzt in Italien

Warum aber ausgerechnet der Standort in einer kleinen Gemeinde im Gailtal? "Österreich ist bekannt für den Wintersport. Und es gab schon vorher eine Zusammenarbeit mit Elan", sagt Ebner. Auch die Nähe zu Slowenien und Italien spiele eine Rolle. Der Hauptgesellschafter, dem 64 Prozent der Capita gehören, die Firma "Core", ist in Italien angesiedelt. Hier werden auch die Bindungen für die Boards produziert. Und überhaupt hat ein Großteil der Gesellschafter in irgendeiner Form eine Verbindung zu Capita – sei es als Lieferant oder Kunde.

Das "Mothership" wurde 2015 in Feistritz an der Gail errichtet
Das "Mothership" wurde 2015 in Feistritz an der Gail errichtet © Weichselbraun

Verkauft werden die Snow- und Kiteboards ausschließlich an Großhändler. "Produziert wird zu einem Großteil die Marke Capita. Es gibt aber auch Auftragsarbeiten für andere Marken", sagt Ebner. Die Exportquote liegt bei 83 Prozent. "Rechnet man allerdings einen Großhändler in Österreich dazu, von wo aus die Boards wiederum in die ganze Welt gehen, sind es eigentlich 95 Prozent", sagt Gisler. Konkret gehen 30 Prozent der Boards auf den europäischen Markt, 40 Prozent in die USA und nach Kanada und 30 Prozent nach Asien.

Wesentlich für den Verkauf sind die coolen Designs. Und diese liefert ein Amerikaner, der in Hongkong sitzt. Aktuell arbeitet Ephraim Chui gerade an den Designs für die Saison 2021/2022. Denn die Snowboards für diese Saison liegen längst in den Geschäften, jene für die Saison 2020/2021 sind zum Teil schon produziert und liegen in der Lagerhalle bei Capita. Der Rest ist gerade in Arbeit. Ausgeliefert wird im Juni. "Es sind alles Kleinserienproduktionen mit sehr viel Handarbeit", sagt Gisler. 150 verschiedene Designs gibt es jedes Jahr für die Snowboards.

In den Produktionsräumen von Capita in Feistritz an der Gail werden die Boards bearbeitet
In den Produktionsräumen von Capita in Feistritz an der Gail werden die Boards bearbeitet © Weichselbraun

In den Produktionsräumen im "Mothership" in Feistritz an der Gail stehen riesige Drucker. Da werden die Oberflächen der Boards zum Beispiel mit Siebdruck bearbeitet. Eine Halle weiter werden das Holz und die Plastikteile sowie Stahlkanten im finalen Prozess gepresst. In der Endbearbeitung geht es dann ans Polieren und Schleifen der Kanten. Getestet werden die Snowboards von den Ingenieuren auf einem kleinen Hang mit Schlepplift neben dem Werk – der "Hrast". Das Mini-Skigebiet der Gemeinde Feistritz an der Gail ist mit ein Grund, warum sich das amerikanische Unternehmen genau hier angesiedelt hat.

Auf der "Hrast" werden die Snowboards gleich hinter "dem Haus" getestet
Auf der "Hrast" werden die Snowboards gleich hinter "dem Haus" getestet © Weichselbraun

Besonders stolz ist Gisler darauf, dass "das Gebäude CO2-neutral ist". Genutzt wird die Energie aus der Gail über eine Wärmetauschpumpe. "Unsere Zielgruppe sind junge Menschen. Und für sie ist der Umweltgedanke beim Kauf mitentscheidend", ist Gisler überzeugt. Diese Kunden seien auch bereit, ein wenig mehr für die Boards zu bezahlen. Generell spiele der Umweltgedanke im Unternehmen eine wesentliche Rolle. Neben sauberer Energie stehe auch permanent das Recycling im Fokus.

Geworben wird für die Marke Capita vor allem über Markenträger. Es ist im Grunde eine Sache des Lifestyles. Eine Gruppe junger Leute, die auf das Snowboarden und Kiten abfährt, macht über ihre Social-Media-Kanäle von Facebook bis hin zu Instagram Werbung für die Boards von Capita. Sie alle haben Tausende Follower, die sich ihre Videos und Beiträge ansehen. Einige von ihnen haben auch ihre eigene Limited Edition bei Capita.