Auf ein Jahr der zahllosen "Überraschungen" blickt der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse zurück. Der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die hohe Inflation - und die damit einhergehenden Zinsanhebungen. "Wir haben 2022 viele Überraschungen erlebt, die in keiner Weise planbar gewesen sind", sagt Vorstandschef Gerhard Fabisch. Umso zufriedener verweisen er und seine Vorstandskollegen Georg Bucher, Oliver Kröpfl und Walburga Seidl auf "ein sehr erfreuliches Jahresergebnis". Es habe sich bereits in den Pandemiejahren gezeigt, "dass wir als Steiermärkische Sparkasse so aufgestellt sind, um auch in schwierigen Zeiten vernünftige Ergebnisse erzielen zu können". Mit einem Periodenergebnis nach Steuern von 292 Millionen Euro lag man zwar unter dem Rekordwert von 308 Millionen im Jahr davor - damit liege man aber deutlich über Plan, man war von 173 Millionen Euro ausgegangen. "Sehr stolz" sei man auf das Betriebsergebnis, das um 11,1 Prozent auf den Rekordwert von 315 Millionen Euro gestiegen ist, dieses sei vom "sehr guten Kundengeschäft getragen worden", so Fabisch. Sowohl das Kommerzkunden- als auch das Privatkundengeschäft im Inland, sowie die Tochterbanken in Südosteuropa konnten demnach ein starkes und überplanmäßiges Wachstum erzielen.

Zahl der Kunden gestiegen

Die gesamte Gruppe (also inklusive der Töchter und Beteiligungen in Südosteuropa) betreute 2022 rund 2,8 Millionen Kundinnen und Kunden. In der Steiermark konnte die Kundenzahl um 30.000 auf nunmehr 570.000 gesteigert werden. Die Bilanzsumme des Konzerns durchbrach erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro.

Für die Herausforderungen sei man auch aufgrund der hohen Eigenmittelausstattung gerüstet. Mit einer Kernkapitalquote von 21,5 Prozent und einer Eigenmittelquote von 22,5 Prozent liege man jeweils mehr als doppelt so hoch, wie es die gesetzlichen Anforderungen der Regulatoren vorschreiben, sagt Fabisch. Das Konzerneigenkapital kletterte im Jahresvergleich von 2,2 auf 2,4 Milliarden Euro.

Kräftiges Wachstum bei Unternehmenskrediten

Mit rund 1,6 Milliarden Euro an neuen Investitionskrediten und Darlehen konnte die Steiermärkische das Rekord-Neuvolumen aus dem Jahr 2021 wiederholen. Das Wachstum im Kommerzkunden-Bereich betrug 8,7 Prozent, wie der zuständige Vorstand Oliver Kröpfl betont. Die steirische Wirtschaft habe sich robust gezeigt, die von vielen befürchtete Insolvenzwelle von Kleinst- und Kleinunternehmen blieb bisher aus. Im ersten Quartal 2023 habe man aber mehr Zurückhaltung bei Investitionen registriert. "Eine Rezession sehe ich für die steirische Wirtschaft aber nicht", sagt Kröpfl. 2022 konnte man 1000 neue Kommerzkunden hinzugewinnen, "in der Steiermark betreuen wir damit mehr als 32.000 Unternehmen".

Im Privatkundenbereich sei bei den Wohnfinanzierungen in der zweiten Jahreshälfte 2022 ein Rückgang eingetreten, der neben den - von der Aufsicht verordneten - strengeren Vergaberichtlinien auch auf die hohe Inflation, die höheren Lebenshaltungskosten und die gestiegenen Zinsen zurückzuführen sei.

Die Spareinlagen im Konzern stiegen auf rund acht Milliarden Euro. Zusätzlich seien im vergangenen Jahr über 20.000 neue Bausparverträge abgeschlossen worden.

"Zeichen des Vertrauens"

Mit dem Auslandsgeschäft in Südosteuropa zeigt sich die Steiermärkische ebenfalls sehr zufrieden. Alle Tochterbanken haben bei Krediten und Spareinlagen kräftig zugelegt, sagt Vorstand Georg Bucher. Das Kreditvolumen in der Region lieg nun bei 13 Milliarden Euro, die Einlagen seien um 19 Prozent auf 16 Milliarden Euro gestiegen, "wir werten das auch als großes Zeichen des Vertrauens", so Bucher.

Weitere Akquisitionen in Südosteuropa schließt Vorstandschef Fabisch nicht aus, "es gibt derzeit keine konkreten Verhandlungen", man halte aber die Augen offen, die Kapitalausstattung lasse jedenfalls weitere Wachstumsschritte zu. Es gebe derzeit Überlegungen hinsichtlich einer kleineren Bank in Slowenien, so Fabisch, ohne einen Namen zu nennen.

Die Risikosituation der Steiermärkischen sei günstig, die Zahl der notleidenden Kredite habe 2022 ein Allzeittief erreicht, es gebe auch nur wenig Kreditausfälle, so Risikovorständin Walburga Seidl. Im Geschäftsjahr 2022 wurden die Risikovorsorgen um 6,7 Millionen Euro erhöht, obwohl sich das notleidende Kreditrisikovolumen um 54,7 Millionen Euro reduziert habe. Im Zuge des Risikofrüherkennungs- und Sanierungsprozesses konnten die Risikokosten mit 18,7 Millionen deutlich unter dem budgetierten Wert von 46,7 Millionen Euro gehalten werden.

"Banken agieren hier nicht unfair"

Fabisch ging auch auf die anhaltende Kritik ein, wonach die Bankenbranche die gestiegenen Leitzinsen auf der Kreditseite unmittelbar weitergeben würde, bei den Einlagezinsen jedoch nur sehr zögerlich. Vorwürfe, die Fabisch so nicht stehen lassen will: "Banken agieren hier nicht unfair, wie immer wieder behauptet wird. Es gibt einmal im Quartal, auf Basis des Euribor, gesetzlich vorgeschriebene Zinsanpassungen, die nächste steht nun unmittelbar, am 16. April, bevor." Dabei werde der Einlagenzinssatz um 0,875 Prozentpunkte angehoben. Bei Krediten sei überdies der "Durchlauf und damit Veränderungsrate schneller als bei Einlagen". Überdies dürfe man nicht vergessen, dass die bis zur Zinswende im Vorjahr aufrechterhaltende Negativzinspolitik der EZB dazu geführt habe, dass der Euribor negativ war, der Einlagenzinssatz für Privatkunden in Österreich aber nicht unter null Prozent sinken darf, "auch das sorgte für eine Verzögerung".