Rund eine Milliarde Menschen nutzt jeden Monat die Video-App TikTok des chinesischen IT-Konzerns ByteDance. Im vergangenen Jahr haben die Nutzer der App zudem rund 2,3 Milliarden US-Dollar über die App ausgegeben. Denn man kann direkt in der App Produkte kaufen oder die Macher der Videos mit virtuellen Geschenken belohnen.

Dieses Geschäftsmodell wurde inzwischen zu einer Einnahmequelle für zahlreiche Familien, die in Flüchtlingslagern in Syrien leben. Mit Videos ihrer Kinder bitten sie die Zuseher um kleine Spenden in Form von digitalen Rosen oder Löwen. Das Modell funktioniert wie folgt: Der Zuseher kauft bei TikTok die virtuellen Gegenstände und schenkt diese an den Macher des Videos. Letzterer kann die virtuellen Geschenke dann wieder in echtes Geld umtauschen. Der Haken: Der Betrag, den Zuseher bezahlen, stimmt nicht mit jenem überein, den die Videomacher bekommen.

Geld kommt kaum an

Die BBC hat 30 TikTok-Accounts verfolgt, die aus syrischen Flüchtlingslagern um Spenden bitten. Um zu prüfen, wie viel Geld wirklich bei den Flüchtlingen ankommt, hat der britische Fernsehsender einen Reporter in ein Camp geschickt. Dieser gab sich als Flüchtling aus und kontaktierte eine Marketing-Agentur, die mit TikTok zusammenarbeitet. Diese versorgte ihn mit einem Account, der mit einer britischen Handynummer ausgestattet ist. So wird sichergestellt, dass der Spendenaufruf in Staaten mit hoher Spendenbereitschaft ausgestrahlt wird.

Die BBC spendete daraufhin 106 US-Dollar an den Account des Reporters. Doch am anderen Ende kamen nur 33 US-Dollar an. TikTok behielt 69 Prozent der Zahlungen für Geschenke ein. Die Marketing-Agentur kassierte nochmals zehn Prozent. Am Ende blieben daher 19 US-Dollar übrig.

Betteln verboten

Dennoch sind diese Zahlungen für Videos mit bettelnden Kindern inzwischen eine wichtige Einnahmequelle für Hunderte Familien in unterschiedlichen Lagern in Syrien. Dabei sind solche Praktiken laut den Geschäftsbedingungen von TikTok eigentlich verboten. Die BBC hat dementsprechend versucht, die Accounts zu melden. Ohne Erfolg. Erst nach direkter Anfrage der BBC wurden diese gelöscht. TikTok versicherte: "Diese Form von Inhalt ist auf der Plattform nicht erlaubt und wir werden unsere Vorschriften bezüglich Betteln verschärfen."

Die Frage, wie viel Geld TikTok von den digitalen Geschenken wirklich einbehält, blieb hingegen unbeantwortet.