Nach dem Scheitern der dritten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag im Handel führt die Gewerkschaft nun Betriebsversammlungen in ganz Kärnten statt. Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) fordert von den Arbeitnehmern ein Gesamtpaket mit einem Lohnplus von 3,5 Prozent, "faire Zulagen und Überstundenzuschläge". Knapp 70 Prozent der Angestellten im Handel sind Frauen. Dass gerade Frauen keine Zulagen für Nachtarbeit bekommen, könne man nicht länger tolerieren, sagt Günther Granegger, Regionalsekretär der Gewerkschaft GPA.

Bis Samstag finden in den Handelsbetrieben in ganz Kärnten Betriebsversammlungen statt, in denen die Gewerkschaft Beschäftigte über den aktuellen Stand der Kollektivvertragsverhandlungen informiert. Laut Stand Dienstagmittag sind 15 Versammlungen festgelegt, in diesen würden 4800 Beschäftigte erreicht. Weitere Betriebsversammlungen kämen ständig hinzu, erklärt eine Sprecherin der Gewerkschaft. 

Da diese teilweise während der Öffnungszeiten stattfinden, bittet die Gewerkschaft schon vorab für Verständnis bei den Kunden. „Wir kämpfen dafür, dass bestehende Ungerechtigkeiten – vor allem für weibliche Angestellte – endlich beendet werden und dafür, dass die Leistung der rund 35.000 Handelsangestellten in Kärnten in dieser schwierigen Zeit auch honoriert wird“, so Jutta Brandhuber, Geschäftsführerin der Gewerkschaft GPA. Die Arbeitgeberseite bot indes eine Gehaltserhöhung von knapp über der durchschnittlichen Inflationsrate.

Betriebsversammlungen bis Samstag

Bis Samstag werden in Kärnten Betriebsversammlungen abgehalten. Im Zuge der Versammlungen soll auch eine Resolution beschlossen werden. Ziel der Gewerkschaft sei es, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und zu einem "fairen Abschluss" für die Beschäftigten im Handel zu kommen.

Überstunden, Nachtarbeit

Vor allem die Themen der Überstunden und Nachtarbeit dominierten laut Aussendung der GPA die diesjährigen KV-Verhandlungen für den Handel. Das Problem der dünnen Personaldecke, die es schon vor Corona gab, sich jetzt aber noch verschärft habe, trage dazu bei, dass die Nachtarbeit im Handel immer mehr werde. „Wenn Personal fehlt oder ausfällt, verteilt sich die ganze Arbeit auf wenige Mitarbeiterinnen. Die Beschäftigten müssen oft schon um 4 Uhr morgens mit der Arbeit beginnen, aber eine Nachtzulage gibt es nicht“, erklärt Granegger.

Dass der Großteil der Angestellten im Handel um Nachtzulagen und Überstundenzuschläge umfalle, die in anderen Branchen selbstverständlich seien, sei für die Gewerkschaft "nicht länger akzeptabel. Das drückt vor allem die Einkommen der Frauen, die durch Teilzeit ohnehin schon ein niedriges Einkommen haben“, so der Gewerkschafter. Immerhin arbeiten 60 Prozent der Handelsbeschäftigten in Teilzeit. Der Frauenanteil beträgt mehr als zwei Drittel.