Viele Touristinnen und Touristen kennen Slowenien nur von der Durchreise. Auf dem Weg an die kroatische Adriaküste durchquert man das kleine Nachbarland, das mit seinen 20.273 Quadratkilometern nur etwas mehr als doppelt so groß wie Kärnten ist. Anders als Kroatien und Italien erscheint Slowenien den Österreicherinnen und Österreichern nicht als klassisches Tourismusland. So machten diese laut slowenischer Statistikbehörde im ersten Halbjahr 2021 nur etwa 11 Prozent aller ausländischen Gäste aus.

Corona-Pandemie sorgte für Rückgang der Gästezahlen

Wie auch andernorts, ist auch der slowenische Tourismus aufgrund der Corona-Pandemie stark eingebrochen. Während das Jahr 2019 noch ein Rekordjahr für den slowenischen Tourismus darstellte, führte die Pandemie 2020 auch in Slowenien zu einem starken Rückgang der Gästezahlen. Sie verursachte nach Angaben des slowenischen Tourismusministeriums bei den Übernachtungen ausländischer Touristen einen Rückgang von 70,5 Prozent: „Mit einem so starken Rückgang ausländischer Besucher gehört Slowenien zu den am stärksten betroffenen europäischen Ländern.

Weniger internationale Gäste, keine Gutscheine

Im Sommer 2021 füllen sich vor allem die Küstenorte wieder mit Touristen, wegen des Fehlens internationaler Touristen und des ausbleibenden Effekts von Gratis-Urlaubsgutscheinen für Einheimische wie im Jahr 2020 ist man dennoch nicht zufrieden: „Wir gehen davon aus, dass die Erholung des Tourismus mindestens drei Jahre dauern wird. Denn die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind auch in den diesjährigen Tourismuszahlen deutlich zu erkennen. Die Touristen sind eher zurückhaltend und vorsichtig und verbringen ihren Urlaub lieber in der Nähe ihrer Heimat.“ Noch wurden keine offiziellen Zahlen für die Sommermonate veröffentlicht, für das Jahr 2021 erwartet man jedoch ähnliche Ergebnisse wie im Vorjahr: "Sollte es im Herbst zu Verschärfungen kommen, könnten die Zahlen jedoch noch schlechter als 2020 ausfallen", heißt es aus dem Ministerium.

Küstenorte sind beliebt

Wie bereits im Vorjahr, stellen für den slowenischen Tourismus die inländischen Gäste deshalb auch heuer wieder eine wichtige Einnahmequelle dar, im Juni machten sie fast 70 Prozent aller Gäste aus. Im Juni des Rekordjahres 2019 war es jedoch noch genau umgekehrt: damals waren 74,5 Prozent auf ausländische Touristen zurückzuführen.

Bei den Besuchern sind vor allem die Küstenorteam 46 Kilometer kurzen Küstenabschnitt beliebt, wo im diesjährigen Juni 30 Prozent aller Nächtigungen registriert wurden.  Das Städtchen Piran mit seiner reichen Geschichte konnte dabei auch die meisten internationalen Gäste anlocken, die dort 48.200 der 121.800 Nächtigungen ausmachten. Neben den Küstengemeinden werden jedoch auch Berggemeinden und Kurorte gerne besucht. Beliebtes Reiseziel ist auch die Hauptstadt Laibach mit im Juni 2021 etwas mehr als 47.000 Nächtigungen. Insgesamt wurden im Juni 375.043 Nächtigungen verzeichnet, 2019 waren es im selben Zeitraum noch 690.316.

Chance für Slowenien als "grünes Reiseziel"

Internationale Gäste machten im Juni jedoch nur etwas mehr als ein Drittel aller Gäste aus. Das Wirtschaftsministerium hat deshalb unter anderem mit dem Werbeslogan "I feel Slovenia" eine Werbestrategie entwickelt, die Slowenien in einem "grünen Licht" erscheinen lassen soll, und Besucher aus aller Welt in das Alpen-Adria-Land bringen soll. So wirbt das Slowenische Fremdenverkehrsamt (STB) auf seiner Website mit dem Titel "Reiseziel mit Fünf-Sterne-Erlebnissen" für das Nachbarland.  Der Fokus wird dabei vor allem auf die vielfältige Natur des Landes und den verantwortungsvollen Umgang mit ihr gelegt.

Žana Marijan leitet das slowenische Tourismusbüro in Wien und sieht Slowenien im Bereich des nachhaltigen Tourismus in der Vorreiterrolle.
Žana Marijan leitet das slowenische Tourismusbüro in Wien und sieht Slowenien im Bereich des nachhaltigen Tourismus in der Vorreiterrolle. © (c) Nino VERDNIK

Žana Marijan, Leiterin des Slowenischen Tourismusbüros in Österreich, sieht im nachhaltigen Tourismus ein "großes Potenzial".  "Slowenien arbeitet seit Jahren an der Entwicklung eines verantwortungsvollen Tourismus. Oft wenden sich auch andere europäische Länder mit Fragen an uns, weil sie uns als Beispiel für bewährte Verfahren im Bereich des Managements des nachhaltigen Tourismus auf nationaler Ebene sehen." Slowenien wurde diesbezüglich auch bereits mehrfach ausgezeichnet, und beispielsweise von der Green Destinations Foundation zur ersten "grünen Destination"gekürt sowie 2020 im Rahmen des Sustainable Top 100 Destination Awards zum besten Land Europas im Bereich des nachhaltigen Tourismus gewählt.

Österreichische Touristen im Fokus

Trotzdem fehlen mitunter auch die österreichischen Gäste. Deshalb will man mit der Werbestrategie vor allem diese erreichen. "Slowenien stellt für österreichische Touristen eine Ganzjahresdestination dar, weil es gut mit dem Privatfahrzeug zu erreichen ist, und deshalb auch sehr gut für verlängerte Wochenenden geeignet ist", erzählt Žana Marijan. Begeistern soll die österreichischen Gäste auch das Glamping-Angebot, wo den Touristen luxuriöses Campen inmitten der slowenischen Natur ermöglicht wird. "Slowenien ist auf diesem Gebiet sicherlich einzigartig. Obwohl es klein ist, kann es sich mit einem verzweigten Netzwerk größerer und kleinerer Glamping-Resorts rühmen", so das Slowenische Fremdenverkehrsamt.  

Glamping ist in den vergangenen Jahren in Slowenien zu einem wesentlichen Tourismusfaktor geworden
Glamping ist in den vergangenen Jahren in Slowenien zu einem wesentlichen Tourismusfaktor geworden © www4

Laut Ministerium sind aber auch Transitreisende ein wesentlicher Faktor für den slowenischen Tourismus. 22 Millionen sind es laut Angaben der Statistikbehörde jedes Jahr. Und Ziel ist es, ihren durchschnittlichen Ausgaben während der Durchreise zu steigern, und sie auch mit kulturellen Angeboten zu begeistern. In der Hoffnung, dass einige von ihnen beim nächsten Mal Slowenien nicht nur als Durchreiseland wählen.