Die Österreicher kaufen sich weniger Kleidung, dafür mehr Essen. Corona hat bewirkt, dass sich mittlerweile acht von zehn Österreichern Essen liefern lassen, zumindest gelegentlich. Laut Statistik-Portal Statista wird der Umsatz von „Online Food Delivery“ in Österreich in diesem Jahr 384 Millionen Euro betragen. Bis 2024 wird ein Marktvolumen von 451 Millionen prognostiziert. Der niederländische Online-Gigant Just Eat Takeaway mit seiner Tochter Lieferando verdient in und an der Krise gut. „Corona hat uns, was die Restaurantanzahl angeht, um ein Jahr nach vorne gebracht. Viele Gastronomen nutzen die Nachfrage in unserer App als ergänzendes Standbein“, heißt es von Lieferando.

Restaurants. Mehr als 20.000 Restaurants in Österreich und Deutschland sind Lieferando-Partner. In Österreich alleine dürften es mittlerweile mehr als 3000 sein. Wird eine Bestellung über die Lieferando-Plattform abgewickelt, liefert das Restaurant aber selbst aus, sind 13 Prozent Gebühr fällig. Lässt das Restaurant über Lieferando auch ausliefern, steigt die Provision auf 30 Prozent des Bestellwerts, sagt Katharina Hauke (45). Die gebürtige Wienerin verantwortet seit Herbst des Vorjahres das Lieferando-Geschäft für Deutschland und Österreich mit 1000 Mitarbeitern. 90 Prozent der Bestellungen liefern Restaurants selbst aus.

Plattform. Die Kunden „finden“ das Restaurant über Lieferando schneller. Die Auftragsannahme ist effizienter als durch eigene Mitarbeiter am Telefon. Somit bringt die Plattform größere Bestellvolumen und erweitert den Kundenstamm. Lieferando verpflichtet die Restaurants, dieselben Preise zu verlangen, egal, ob über Lieferando oder ob direkt bestellt wird.

Kritik. Just Eat Takeaway wird in Medienberichten vorgeworfen, Schatten-Webseiten erstellt zu haben, die den Webseiten der Restaurants (in Deutschland) sehr ähnlich sehen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde über Lieferando bestellt – und nicht direkt beim Restaurant.

Die gebürtige Wienerin Katharina Hauke ist Geschäftsführerin von Lieferando in Deutschland und Österreich. Sie hat internationale BWL studiert
Die gebürtige Wienerin Katharina Hauke ist Geschäftsführerin von Lieferando in Deutschland und Österreich. Sie hat internationale BWL studiert © KK

Geschmack. Besonders beliebt in Österreich ist Pizza (auf Platz eins). Burger befinden sich an zweiter Stelle, Nummer drei ist Asiatisches, allen voran Sushi. Der Durchschnittswert einer Bestellung beträgt 22 Euro. Am häufigsten greifen die Österreicher an Sonntagen auf Lieferservices zurück. Viele bestellen bei der Gelegenheit gleich das Mittagessen für Montag dazu.

Bezahlung. Bezahlt wird in den allermeisten Fällen digital, besonders oft via Paypal.

Kuriere. 1800 Fahrradfahrer in sechs österreichischen Städten stehen derzeit bei Lieferando unter Vertrag. „Alle sind nach dem Kollektivvertrag für Fahrradboten regulär angestellt“, sagt Hauke.

Bestellung. Die meisten bestellen via Telefon, 15 Prozent bestellen auch online. „Wir sehen also noch großes Wachstumspotenzial in Österreich.“
Digitale Kantine. „Takeaway Pay“ – so nennt sich ein neuer Lieferando-Service. Er richtet sich an Unternehmen, die ihren Mitarbeitern (im Homeoffice) mit vergünstigten Essensbestellungen den Arbeitsalltag erleichtern möchten.