Es ist vielleicht das bekannte Floriani-Prinzip: Grundsätzlich sind die Menschen für erneubare Energieträger, nur nicht gerade vor der eigenen Haustüre. Das ließe sich aus einer neuen Umfrage herauslesen, wie Österreicher der Energiewende gegenüberstehen. Denn ist die Zustimmung etwa zur Fotovoltaik sehr hoch - teilweise sogar in Tourismusregionen oder Naturschutzgebieten - so ist die Skepsis bei Windrädern, die üblicherweise in Form von Parks ein Landschaftsbild massiv verändern, zuletzt größer geworden.

Konnten sich 2017 noch 74 Prozent der rund 1000 befragten Umfrageteilnehmer vorstellen, ein Windkraftwerk in der Nähe zu haben, ist die Zustimmung 2020 auf auf 62 Prozent zurückgegangen. Gemacht wird diese Studie jährlich, federführend von dem Beratungskonzern Deloitte in Zusammenarbeit mit der Uni Klagenfurt, der Wirtschaftsuniversität Wien und der Wien Energie. 

Verpflichtende Installierung von Fotovoltaikanlagen

Solarpanele oder Solarkraftwerke zur Stromgewinnung erfahren mit 85 Prozent Zustimmung die höchste Akzeptanz in der eigenen Gemeinde, Wasserkraftwerke können sich 71 Prozent der Umfrageteilnehmer in ihrer Nähe vorstellen. Inzwischen dürften sich auch immer mehr Menschen Gedanken über neue Formen des Heizens in den eigenen vier Wänden machen. Nur rund 20 Prozent haben laut Umfrage noch nicht darüber nachgedacht. Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl leitet daraus eine zunehmende Bereitschaft ab, "dass die Energiewende auch bei der Wärmeversorgung angekommen ist". Immerhin 52 Prozent unterstützen ein Einbau-Verbot neuer Öl- und Gasheizungen, nach 44 Prozent Zustimmung im Vorjahr eine signifikante Veränderung. 62 Prozent sind für die verpflichtende Installierung von Fotovoltaikanlagen bei Neubauten.

Ob die Befragten immer ganz stimmige Antworten geben, daran könnte man allerdings durchaus Zweifel hegen. Denn während aktuell nur 43 Prozent sagten, sie könnten sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen, war dieser Wert vor einigen Jahren noch bei über 50 Prozent gelegen. Dieser Sinneswandel passt mit den tatsächlich deutlich angezogenen  Absatzzahlen nicht zusammen. Deloitte-Partner Gerhard Marterbauer: "Die Verkaufszahlen sind gestiegen. Die europäischen Autobauer bringen gerade eine Vielzahl von Modellen heraus." Die Preise der Autos seien inzwischen so günstig, dass über den gesamten Lebenszyklus eines Autos der frühere Vorteil der Verbrenner "kippe". 

Auch Abgabe auf Flugtickets findet Anklang

Viel Zustimmung gibt es für klimapolitische Ziele der Regierung. 62 Prozent befürworten, bis 2040 Klimaneutralität zu schaffen. Die Abgabe auf Flugtickets findet bei 58 Prozent Anklang. Sogar eine CO2-Steuer von 100 Euro je Tonne finden viele gut, nämlich 39 Prozent nach zuvor 32 Prozent. Beim eigenen Auto mit Verbrennungsmotor wollen nur 30 Prozent einem Verbot zustimmen, 40 sind dagegen.  

58 Prozent der Befragten geben an, die negativen Auswirkungen des Klimawandels selbst zu erleben. Dass es ihn nicht gibt beziehungsweise keine Auswirkungen hat, das glaubte in der Studie niemand.