Die Mobilität in der Stadt ist in den letzten Tagen zum bestimmenden politischen Thema geworden. Während hauptsächlich über Popup-Radwege und Pläne einer autofreien Innenstadt gestritten wird, ist es um die Neu-Regelung des Taxi- und Mietwagengewerbes ruhig geworden. Das hat in erster Linie mit einer Entscheidung zu tun, die mitten im Lockdown ein wenig untergegangen ist. Mit dem vom Nationalrat Anfang April beschlossenen dritten Corona-Paket wurde nämlich die ursprünglich im September in Kraft tretende Taxi- und Mietwagen-Reform auf 1. Jänner 2021 verschoben. 

Die Reform beinhaltet unter anderem einheitliche Tarife für beide Sparten. Die geplante Landesverordnung für Wien sieht auch einen verpflichtenden Taxameter vor, wodurch anders als bisher bei Fahrdienstvermittlern wie Uber der Preis einer Fahrt nicht mehr vor Antritt feststehen würde. “Die aktuell geplante Betriebsordnung wäre für uns das Worst-Case-Szenario. Mit den Mietwagenunternehmen würde hier eine ganze Branche stark benachteiligt werden”, sagt Uber-Österreich-Chef Martin Essl.

Die eingeschränkte Mobilität in den letzten Monaten bekamen sowohl Taxi- als auch Mietwagenfahrer wirtschaftlich zu spüren. Von Umsatzverlusten bis zu 80 Prozent und mehr spricht Gökhan Keskin, Obmann der Taxiinnung in der Wiener Wirtschaftskammer. “Besonders die Touristen machen in Wien sehr viel aus, das war uns ehrlich gesagt vor der Coronakrise noch nicht so bewusst”, so Keskin. 

Die Taxi-Gutscheine der Stadt Wien für über 65-Jährige hätten den Unternehmen als Unterstützung “sehr geholfen”, auch von den Gastro-Gutscheinen erhofft man sich mehr Fahrten. Dass die Zusammenlegung beider Branchen erst Anfang nächsten Jahres erfolgen soll, verärgert den Taxi-Obmann aber. “Was das Gesetz mit Corona zu tun haben soll, weiß ich nicht. Es ist unverständlich, dass die Novellierung verschoben worden ist. Wir fordern endlich gleiche Regeln für alle”, sagt Keskin.

So darf Uber weiter auf eine Anpassung der Betriebsordnung hoffen und positioniert sich jetzt auch als Partner der Stadt. Aggregierte Daten von Uber-Fahrten stellt die US-Firma, wie in vielen anderen Großstädten, ab sofort auch in Wien über die Plattform “Uber Movement” zur Verfügung. Die anonymisierten Daten zeigen etwa die durchschnittlichen Fahrtzeiten zwischen einzelnen Stadtzonen und können dafür genutzt werden, um zu analysieren, wie sich beispielsweise die aktuell umstrittenen Popup-Radwege auf den Verkehr auswirken.

Stadtplaner sollen mit den Datensätzen letztlich effektiv bewerten können, wo in Verkehrsinfrastruktur investiert werden sollte. Umgesetzt wurde das Projekt mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und den IT bzw. Digitalisierungsabteilungen der Stadt Wien, wo man die Zusammenarbeit ausdrücklich begrüßt. Uber-Österreich-Chef Essl ist überzeugt, dass die Daten “für Stadtplaner und Verkehrsbehörden einen hohen Mehrwert zum bestehenden Datenmaterial bieten.”

Langfristig will Uber dazu beitragen, den Verkehr in der Stadt nachhaltig zu verändern. “Unsere Vision ist, dass die Zukunft der Mobilität aus einer Kombination verschiedener Modalitäten wie Öffis, Fahrrädern, E-Scootern und E-Bikes besteht. Der Privat-PKW muss immer mehr von der städtischen Bildfläche verschwinden. Dann können wir auch wieder Verkehrsflächen zurückgewinnen. Um das zu erreichen, müssen Optionen zur Verfügung stehen, die kostengünstig, effizient und einfach zu verwenden sind. Eine Plattform wie Uber kann diese Alternative zum Privat-PKW anbieten”, so Essl. Allerdings wohl nur, wenn sich die Rahmenbedingungen vor Inkrafttreten der Taxi-und Mietwagenreform noch ändern.