Welch ein Stahlbad: So eine krasse Bilanz hat die Voestalpine seit ihrem Börsengang vor 25 Jahren noch nie hingelegt. Sage und schreibe 675 Millionen Euro weniger Gewinn stehen im Vergleich zum Vorjahr unter dem Strich: Das Nettoergebnis landet dadurch bei 216 Millionen Euro im Minus. Die gigantische Zahlenschmelze hat vor allem mit Abschreibungen von 480 Millionen Euro zu tun. Größere Brocken davon entfallen auf die Eisenpellet-Herstellung in Texas und das Autoteilewerk Cartersville. Beide Standorte schreiben noch rote Zahlen.

Für die Aktionäre – immerhin gehören 15 Prozent der Voestalpine den Mitarbeitern – gibt es trotz des Verlustes eine Mini-Dividende. Die 20 Cent je Aktie sollen auch in der Krise für Kontinuität stehen, begründet Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner die 38 Millionen Euro hohe Ausschüttung.

600 Leiharbeiter in Österreich abgebaut

Wie der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die Pandemie mit hohen Rohstoffpreisen, aber niedrigen Verkaufspreisen auf das Geschäft drückten, zeigt der Umsatz. Er schrumpfte um 800 Millionen Euro oder sechs Prozent auf 12,7 Milliarden Euro.

2000 der einst 51.000 Jobs gingen bisher konzernweit verloren. In Österreich hat das 600 Leiharbeiter getroffen. Überall kürzen die Vorstände massiv Kosten. Viele Investitionen wurden gestoppt. Eine Ausnahme davon ist das neue Edelstahlwerk in Kapfenberg. Die Inbetriebnahme wird sich Franz Rotter zufolge aber um drei bis sechs Monate auf Ende 2021 verschieben.

Hoffen auf "Konjunkturankurbelung"

Zwei der fünf VoestalpineHochöfen stehen still. Darunter auch einer der beiden in Donawitz, hier war jedoch ohnedies eine Revision geplant. Noch ist offen, ob sie im Herbst wieder hochgefahren werden. Das hängt vor allem davon ab, ob die Talfahrt der europäischen Automobilindustrie unvermindert weitergeht. Eibensteiner hofft auf eine „Konjunkturankurbelung“.

Das Reizwort Verschrottungsprämie, das in Deutschland zu heftigen ablehnenden Reaktionen nicht nur von Umweltexperten, sondern auch namhaften Wirtschaftsexperten führte, strapazierte der Voestalpine-Chef dabei explizit nicht.

Kündigungen nicht völlig auszuschließen

10.000 der 20.000 Mitarbeiter in Österreich sind in Kurzarbeit. Der Vorstand hofft auf eine Verlängerung im Herbst. „Kündigungen völlig ausschließen kann man in einer Situation wie dieser nicht“, räumt Eibensteiner ein. Über „weitere Kapazitätsanpassungen“ werde im Sommer entschieden. Der seit Juli vergangenen Jahres amtierende Voestalpine-Chef geht davon aus, dass das laufende, am 1. April begonnene Geschäftsquartal das schwierigste des Jahres sein wird. „Vom völligen Stillstand sind wir einmal weg. Unsere Kunden fahren die Produktionen langsam wieder hoch“, so der Voestalpine-Chef. Sehr schnell erhole sich dagegen China, die dortigen Werke produzierten im Vollbetrieb.

Dass der Konzern gestärkt aus der Krise hervorgehen dürfte, davon ist Finanzchef Robert Ottel aufgrund seiner Erfahrungen in den Krisenjahren 2008/2009 überzeugt. „Ein strategisch gut aufgestelltes Unternehmen kann sich in solchen Situationen besser behaupten“, so Ottel. „Aus meiner Sicht werden wir nach der Krise im Vergleich zum Mitbewerb stärker sein.“