Menschen, die eine technologische Revolution vom Zaun brechen, sind üblicherweise nicht öffentlichkeitsscheu. Doch Satoshi Nakamoto, der Erfinder von Bitcoin und Blockchain, bleibt ein großer Unbekannter. Der Australier Craig Wright behauptet zwar, hinter dem Pseudonym zu stecken, in der Bitcoin-Community wird ihm allerdings nicht geglaubt. Vielmehr wird in der Szene vermutet, dass mehrere Personen hinter dem Namen Satoshi Nakamoto stecken. Mit Bitcoin entwarfen sie ein System, das eine Antithese zu den staatlichen Zentralbanken darstellen sollte. Überweisungen sollten transparent und sicher sein, die Infrastruktur dezentral und die Entwickler auf die ganze Welt verteilt. Niemand hat die alleinige Kontrolle über das System, der Code wird in der Gemeinschaft weiterentwickelt.

Eine Kernforderung: Im Gegensatz zu Euro oder Dollar kann man nicht einfach unendlich neue Bitcoin „drucken“, die maximale Anzahl an Bitcoin ist mit 21 Millionen Stück begrenzt. Gestartet ist das System am 3. Jänner 2009 mit 50 Stück. Heute sind es über 18 Millionen Bitcoin. Diese Steigerung kommt zustande, weil theoretisch jeder, der den Bitcoin-Code auf seinem Rechner laufen lässt, die Chance hat neue Bitcoins zu „minen“.

Starke Absicherung

Die Erfinder der Bitcoins setzten nämlich bei der Absicherung der damals neuen digitalen Währung auf ein neuartiges System: Eine kryptografisch abgesicherte Blockchain. Überweisungen werden in Blöcken zusammengefasst. Anfangs hatte so ein Block einen Megabyte, heute sind es bis zu vier. Ist so ein Block voll, wird er mit einem kryptografischen Rätsel verschlüsselt und mit dem nachfolgenden Block verknüpft. Es entsteht eine Kette aus Blöcken, geschützt durch Verschlüsselung. Diese Blockchain ist bis heute die Basis jeder Kryptowährung. Die Technologie hat sogar – losgelöst von irgendwelchen Coins – in der Industrie fußgefasst, von der Dokumentation von Lieferketten über die Vergabe von Staatsanleihen bis zur automatischen Abrechnung von Stromlieferungen aus Photovoltaik-Anlagen.

Zurück zur Bitcoin: Das Lösen dieses Kryptografie-Rätsels benötigt einiges an Rechenleistung, braucht viel Strom und das kostet. Als Ausgleich bekommen jener Miner, der das Rätsel als erster löst, einen Reward, eine Belohnung in Form neuer Bitcoins. Da ja die Gesamtzahl der Bitcoin begrenzt ist, muss diese Belohnung reguliert werden. Und so wird sie alle 210.000 Blöcke halbiert, das sogenannte Halving.

Kursralley nach Halving

Das ist bereits zwei Mal geschehen. Bis November 2012 betrug der Reward 50 Bitcoin, bis Juli 2016 waren es 25 und seitdem sind es 12,5 Bitcoin. Anfang Mai 2020 wird das dritte Halving erwartet. Und wenn es nur annähernd ähnlich verläuft wie die vergangenen beiden Male, dürfte sich am Kryptomarkt einiges bewegen. Nach dem ersten Event verzwanzigfachte sich der Kurs binnen fünf Monaten. Nur ein Jahr nach dem Halving wurde die 1000-US-Dollar-Marke durchbrochen, ein Plus von 7000 Prozent binnen eines Jahres.

Bis 2016 pendelte der Kurs dann zwischen 200 und 600 US-Dollar. Am 9. Juli 2016 wurde die Belohnung erneut halbiert und sechs Monate darauf begann eine bisher unvergleichliche Preisrallye. Zwischen Dezember 2016 und Dezember 2017 stieg der Bitcoin-Kurs von rund 770 auf mehr als 19.600 US-Dollar, ein Plus von 2500 Prozent.

Andere Voraussetzungen

Kommt es ab Mai 2020 nun zu einer weiteren Rallye? Sicher ist das nicht. Denn die Voraussetzungen haben sich deutlich geändert. Bis 2016 galten Kryptowährung als etwas für Computer-Freaks, die sich als Rebellen des Finanzsystems inszenierten. Auch Kriminelle schätzten die schnellen Transaktionen. Noch heute bildet Bitcoin die Basis des Internet-Schwarzmarkts. Damals nahmen Finanzwelt, Aufsichtsbehörden oder Notenbanken kaum Notiz von dieser neuen Internet-Währung. Seit der Kryptoblase von 2017 ist das anders. Der Handel mit Kryptowährungen ist deutlich strenger reguliert. Außerdem entstanden in den vergangenen Jahren tausende von neuen Kryptowährungen. Andererseits sind nun auch große Investoren im Kryptomarkt aktiv und es gibt neue Handelsinstrumente wie Futures, Optionen und Derivate.

Fest steht: Der Handel mit Bitcoin und Co bleibt extrem riskant. Denn so wie es bisher nach jeder Halbierung der Mining-Belohnung steil nach oben ging, so ist dem Höhenflug auch jedes Mal ein drastischer Kurssturz gefolgt.