"Zu wissen, wie man Decken durchbricht, ist wichtig", hat Lagarde einmal gesagt. "Zähne zusammenbeißen und lächeln" - dieses Motto hat ihr schon als 15-Jährige ihr Trainer bei der französischen Nationalmannschaft im Synchronschwimmen eingeimpft.

Nach ihrem Aufstieg in der US-Anwaltskanzlei Baker McKenzie ging Lagarde 2005 in die Politik, zunächst als Außenhandels-Staatssekretärin in Frankreich. Der konservative Präsident Nicolas Sarkozy beförderte sie 2007 zur Wirtschafts- und Finanzministerin, als erste Frau auf dem mächtigen Posten. 2011 wurde sie Generaldirektorin des IWF in Washington.

Lagarde als Mitglied der Regierung Macron (Mai 2007)
Lagarde als Mitglied der Regierung Macron (Mai 2007) © AP
Da war sie schon für den IWF-Posten nominiert: Juni 2011 vor dem Elysee Palast in Paris
Da war sie schon für den IWF-Posten nominiert: Juni 2011 vor dem Elysee Palast in Paris © EPA

Dort machte sie sich einen Ruf als Vorzeigechefin und gewiefte Taktikerin. In ihre Zeit in Washington fiel etwa das Drama um Griechenland: Die Griechen sollten endlich ihre Steuern zahlen, verlangte die stets elegant gekleidete Frau mit den Silberhaaren 2012. Zugleich warb sie für einen Schuldenschnitt.

Eher unrühmlich ist allerdings die Rolle des IWF unter ihrer Führung in der argentinischen Schuldenkrise. Vergangenes Jahr gewährte der Fonds dem kriselnden Staat eine Rekordhilfe von 57 Milliarden Dollar (51,7 Milliarden Euro) - mit mäßigem Erfolg. Steigende Staatsschulden und Hyperinflation machen Argentinien weiter schwer zu schaffen. Im Juni gestand Lagarde ein, der IWF habe die Situation in dem südamerikanischen Land "unterschätzt".

Und ein weiterer Fleck verunziert ihren Lebenslauf: Im Dezember 2016 sprach sie ein Pariser Gericht schuldig, weil sie als Finanzministerin fahrlässig zur Veruntreuung französischer Staatsgelder in Höhe von 400 Millionen Euro beigetragen hatte. Das Gericht verzichtete in dem Fall um den Verkauf von Adidas durch den Geschäftsmann Bernard Tapie allerdings auf eine Strafe.

Wenn Lagarde im November für acht Jahre die EZB-Leitung von dem Italiener Mario Draghi übernimmt, ist sie die erste Chefin, die zuvor keine nationale Zentralbank leitete. Eine radikale Kehrtwende zu Draghis Geldpolitik ist nicht zu erwarten. In einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments machte sie deutlich, die ultralockere Zinspolitik ihres Vorgängers fortführen zu wollen.