Die EU-Wettbewerbshüter haben den Strom-Deal der deutschen Platzhirsche RWE und E.ON unter Auflagen erlaubt. Er führe nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Damit können E.ON und RWE den deutschen Strommarkt umkrempeln.

Die beiden Essener Konzerne wollen die RWE-Ökostrom-Tochter Innogy zerschlagen und ihre Geschäftsfelder komplett neu aufteilen. E.ON soll die Netze und das Endkundengeschäft von Innogy erhalten, RWE die erneuerbaren Energien von Innogy und E.ON.

Rivalen

Die langjährigen Rivalen wollen sich nicht mehr in die Quere kommen. RWE wird zum Produzenten und Großhändler von Strom. E.ON, künftig ohne eigene Kraftwerke, will sich auf den Transport und Verkauf von Strom, Gas und Energiedienstleistungen an Haushalte und Unternehmen konzentrieren. Neu ist auch: Beide Konzerne sind künftig geschäftlich eng miteinander verbunden. Denn RWE erhält im Zuge des Tauschgeschäfts eine Beteiligung von 16,7 Prozent an E.ON und kann so von dessen Dividenden profitieren.

"Privat- und Geschäftskunden in Europa müssen Strom und Gas zu wettbewerbsfähigen Preisen beziehen können. Wir können heute die Übernahme von Innogy durch E.ON genehmigen, weil die Verpflichtungszusagen von E.ON sicherstellen, dass der Zusammenschluss in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Die Auflagen

Zu den Auflagen gehört nun, dass E.ON unter anderem 34 Ladestationen für Elektroautos an deutschen Autobahnen abgeben muss. Die Ladestationen sollen künftig von einem Drittanbieter betrieben werden. Zudem muss E.ON die Verträge mit den meisten seiner Heizstromkunden in Deutschland abgeben.

RWE, wegen seiner Braunkohlekraftwerke in der Kritik, wird durch den Deal mit E.ON zu einem führenden Anbieter von erneuerbaren Energien - bei der Windenergie auf See nach eigenen Angaben die Nummer zwei weltweit. Jedes Jahr will der Konzern künftig 1,5 Milliarden Euro in die erneuerbaren Energien investieren. In Deutschland wird der Anteil von RWE an der Ökostrom-Erzeugung aber vorerst nur gering ausfallen. Von den rund 100 Gigawatt erneuerbarer Energien in Deutschland verfügt RWE nach Angaben von Vorstandschef Rolf Martin Schmitz nur über ein Gigawatt.

Aus für Innogy

Für Innogy, erst vor drei Jahren von der Konzernmutter RWE an die Börse gebracht, bedeutet die Entscheidung aus Brüssel das Aus. Der Großteil der mehr als 40.000 Mitarbeiter wird zu E.ON wechseln. Dabei sollen bis zu 5.000 Stellen aus beiden Unternehmen ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut werden. Darüber hatte E.ON-Chef Johannes Teyssen mit den Gewerkschaften eine Vereinbarung getroffen. Das neue Unternehmen wird den Namen E.ON behalten.