Der Markt für Fleischersatzproduke boomt und das obwohl sich laut einer Erhebung der AMA nur etwa vier Prozent der Österreicher vegetarisch und weitere zwei Prozent vegan ernähren. Viele Fleischersatzprodukte wollen auch für Fleischesser eine schmackhafte Alternative zu Fleisch aus klimaschädlicher Massentierhaltung beiten. Ein wachsender Markt, denn die Österreicher kaufen weniger Fleisch. AMA zeigt, dass die eingekaufte Fleischmenge in Österreich zuletzt gesunken ist, von 40 Kilogramm Fleisch und Geflügel pro Haushalt im Jahr 2008 auf 34 Kilogramm im Vorjahr.

Fleischloser Neuburger

Ein bekannter österreichischer Fleischproduzent ist schon vor Jahren auf den fleischlosen Zug aufgesprungen. Hermann Neuburger - bekannt durch den Leberkäse, den man nicht so nennen darf - kann das Leid der Massentierhaltung nicht ertragen und hat deshalb mit Sohn Thomas eine fleischlose Alternative entwickelt. In drei Jahren hat sich die Produktion verfünfzigfacht.

Bereits vor 20 Jahren dachte der Unternehmer über eine fleischlose Linie nach. Erst als er 2005 die Geschäfte von "Neuburger" an seine engsten Mitarbeiter übergab, um durch die Tempelküchen von Taiwan, China und Japan zu reisen, fand er die Basis seiner Alternativprodukte - Kräuterseitlinge.

2015 war dieser Pilz kaum erhältlich, also zog das Familienunternehmen eine eigene Zucht für "Hermann fleischlos" am Standort in Ulrichsberg auf. Auf einem fünf Hektar großen Areal werden zwischen 2017 und 2020 insgesamt 37 Millionen Euro investiert.

Bis Ende des Jahres wird die neue Produktion am Standort im Mühlviertel fertig gebaut.  Ziel sei es, den gesamten DACH-Raum bzw. an die 15.000 Märkte zu versorgen, bereits jetzt beliefert Hermann Fleischlos 700 Märkte. Durch die neue Fabrikationsstätte sind bald auch neue, "herstellungsintensive" Produkte zu haben. Im kommenden Jahr wird es wieder Schnitzel geben. Das war bereits am Markt, doch war der Fertigungsaufwand zu hoch. Und noch etwas verriet Hermann Neuburger: Im Herbst kommt fleischloses Faschiertes in die Geschäfte. Derzeit laufen dazu die Haltbarkeitstests.

Ziel sei es jedoch nicht, alle Konsumenten zu Vegetariern zu machen, sondern dass sie ab und zu auf Fleisch verzichten. "Unsere Produkte gelten als Alternative. Meine Mission ist erfüllt, wenn ein Fleischesser eine Mahlzeit pro Woche gegen eine fleischlose tauscht", sagte Hermann Neuburger im Gespräch mit der APA-Austria Presse Agentur. So wie es Flexitarier praktizieren - zwei Mal die Woche Fleisch, das sollte genügen.

Alternativenangebot wächst

Dass es sich bei Fleischalternativen um ein lukratives Geschäft handelt, zeigt nicht zuletzt der fulminate Börsengang der Beyond-Meat-Aktien. Das kalifornische Unternehmen Beyond Meat bietet einen Burger auf Erbsenbasis verzichten komplett auf tierische Zutaten wie Ei, Milch oder Fleisch. Die Aktien schossen bei ihrem Debüt Anfang Mai um mehr als 160 Prozent in die Höhe. Montagvormittag lag der Kurs bei 216,50 Euro. Anfang Juni bot der Diskonter Lidl in Deutschland den Beyond-Meat-Burger in einer speziellen Aktion an - allerdings waren sie zum Ärger vieler Kunden in den meisten Filialen binnen kürzester Zeit ausverkauft.

Auch die Fast-Food-Kette Burger King arbeitet mit dem kalifornischen Startup Impossible Foods zusammen und verkauft seine Alternative bereits in den USA. Der "Impossible Whopper" besteht dabei vor allem aus Proteinen aus Sojabohnen und Erdäpfeln, Kokos- und Sonnenblumenöl sowie Häm, eine eisenhaltige Verbindung, die auch in roten Blutkörperchen vorhanden ist und im Burger Textur, Farbe und Geschmack von Fleisch simulieren soll.

In Österreich erhältlich ist das Nestle-Äquivalent dazu: Der "Incredible Burger". Der Schweizer Lebensmittelriese brachte mit seiner Veggie-Marke Garden Gourmet kürzlich den fleischlosen Burger in die heimischen Supermärkte.