Im vergangenen Jahr verbrauchten die Österreicher ein mobiles Datenvolumen von 1,6 Milliarden Gigabyte. 2017 lag die Zahl noch bei einer Milliarde. Wird die Entwicklung stets in dieser Tonart weitergehen?

JAN TRIONOW: Wir stehen vor einem Punkt, wo sich diese Entwicklung noch beschleunigen wird. Durch die Kapazität und Geschwindigkeit, die 5G liefert, wird viel mehr möglich sein. In der Vergangenheit haben wir gesehen: Ist das Angebot an Bandbreite einmal da, kommen die Dienste von ganz alleine. Wir erwarten uns, dass alleine im Netz von Drei heuer eine Milliarde Gigabyte an mobilem Datenvolumen anfällt.

Seit Mittwoch ist Telefonieren ins EU-Ausland für Österreicher billiger. Schmerzt das den Telekom-Konzern?

Wir hatten für unsere Kunden eine Reihe von Angeboten, wo EU-Minuten inkludiert waren. Von daher ist es ein Feld, wo es aus meiner Sicht keiner Regulierung bedurft hätte. Es gibt genug Wettbewerb, um jenen Kunden, denen dieses Thema wichtig ist, gute Lösungen und Preise anzubieten.

Schon zuvor fiel innerhalb der EU das Datenroaming. Wie viel Umsatz ist Ihnen deswegen eigentlich weggebrochen?

Wir veröffentlichen keine konkreten Zahlen, aber es sind schon schmerzhafte Beträge, die weggefallen sind. Grundsätzlich macht natürlich jeder weitere Einschnitt unser Leben nicht leichter. So sehr man verstehen kann, dass sich die EU in einem digitalen Binnenmarkt überall gleiche Preise wünscht, so sehr muss man wirtschaftlichen Verstand einfordern. Solange die Bedingungen in den Ländern nicht harmonisiert sind, können auch die Preise nicht gleich sein. Die Erlöse, die wir hier verlieren, müssen anderswo wieder reingeholt oder eingespart werden. Beides ist für den Konsumenten nicht besonders gut.

Wodurch kompensieren Sie derlei Wegfälle?

Für uns geht es darum, im Digitalisierungsumfeld Wertschöpfung zu generieren. Eigene, neue Produkte zu lancieren. Wir sind ja in der guten Position, dass die Nachfrage nach unserem Produkt rapide steigt. Wir schaffen es als Branche aber nicht, das in Umsatzwachstum umzusetzen. Die Umsätze sind stabil geblieben, obwohl die Nachfrage explodiert ist. Irgendwie müssen wir das Spiel ändern. Zurzeit treten wir – auch durch Regulierung – auf der Stelle, obwohl wir immer mehr produzieren müssten. Wir haben in den letzten Jahren aus der Reserve gelebt, die aus den Zusammenschlüssen entstanden ist. Das Internet der Dinge dafür bietet ein riesengroßes Spielfeld, neue Erlösquellen zu erschließen.

Gibt’s von Smartphone-Herstellern durch neue Modelle noch den Rückenwind früherer Tage?

Wir sehen schon, dass der Formfaktor klassisches, rechteckiges Smartphone auf dem Höhepunkt eines Lebenszyklus ist. Der Grad an Innovation wird schwächer. Vielleicht öffnet dort aber 5G die Tür in Richtung neue Endgeräte.

Ab wann werden Sie Privatkunden erste 5G-Tarife anbieten?

Das wird noch im Laufe dieses Jahres passieren. Wir werden in den ersten Regionen 5G verfügbar machen.

Wofür braucht es 5G eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt?

Hebt das Internet der Dinge ab, hätten die aktuellen Netze nicht die Kapazität, diesen Ansturm zu bewältigen. Deshalb ist 5G so wichtig, selbst wenn man heute einige der Anwendungsfälle noch mit bestehenden Technologien machen kann.

Können Sie guten Gewissens sagen, dass die 5G-Technologie nicht gesundheitsgefährdend ist?

5G in der heutigen Ausprägung – und in den heutigen Frequenzen – ist, was das Thema Emissionen betrifft, sehr ähnlich zu dem, was wir schon kennen. Die Übertragung von 5G-Signalen unterscheidet sich in diesen Frequenzbereichen per se nicht wesentlich von 2G-, 3G- oder 4G-Signalen. Von daher sind auch die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen und Grenzwerte für 5G anwendbar. Es gibt seit Jahren etablierte Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation. An die halten wir uns natürlich auch mit 5G. Und ich gehe davon aus, dass die Einhaltung der WHO-Grenzwerte das Thema Gefährdung ausschließt.

Chinas Paradekonzern Huawei spielt beim Ausbau von 5G-Infrastruktur eine große Rolle. Gleichzeitig gibt es enorme Vorbehalte gegen den Konzern. Können Sie das nachvollziehen?

Ich verstehe die politische Dimension dieser Diskussion. Die faktische eher nicht, weil wir keinerlei Indizien haben. Aus der österreichischen Perspektive sollte man sehr vorsichtig agieren. In den Markt einzugreifen und wesentliche Lieferanten auszuschließen, wird weitreichende Folgen haben. Was die Verfügbarkeit der Technologie betrifft und was den Preis der Technologie betrifft. Unser Hauptlieferant ist derzeit ZTE, die Lieferanten-Entscheidung für den Massen-Rollout von 5G ist aber noch nicht getroffen.

Waren Sie 2018 wirklich der größte E-Scooter-Verkäufer in Österreich?

Es gibt keine gänzlich verlässlichen Zahlen. Aber ich vermute ob der großen Anzahl an Scootern, die wir verkauft haben – wir lagen im vierstelligen Bereich –, dass wir tatsächlich zu den größten gehören. Wir haben nun einmal Zugang zu einer großen Anzahl an Kunden und können Vertriebskanäle dazu nutzen, mehr zu verkaufen als nur Breitbandverbindungen und Smartphonetarife.