Der heimische Möbelhändler Kika/Leiner hat sich vorige Woche eine millionenhohe Geldspritze vom angeschlagenen Mutterkonzern Steinhoff gesichert. Nun werden alle Filialen auf den Prüfstand gestellt. "Problematisch" seien fünf bis sechs Standorte, so Kika/Leiner-Chef Gunnar George am Montag in Wien. Insgesamt sollen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten fünf Prozent "in allen Bereichen" eingespart werden.

"Schließen ist die schlechteste aller Alternativen", betonte George bei einer Pressekonferenz. Welche der österreichweit 50 Filialen mit rund 5.400 Mitarbeitern konkret betroffen sind, sei noch nicht fix. "Wir gucken uns jeden Standort an", so George. Die kritischeren Filialen befänden sich aber eher in ländlichen Gebieten. Klarheit soll es in den kommenden sechs bis acht Wochen geben.

Ob an der Diskont-Schiene Lipo, die seit dem Vorjahr mit zwei Standorten auf dem heimischen Markt vertreten ist, festgehalten wird, könne er nicht sagen. Auch die Zahl der Lieferanten soll weiter reduziert werden. In den letzten zwölf Monaten habe man diese schon von 1.700 auf 1.100 gesenkt. Ziel sei es, auf etwa 800 zu kommen. Da gehe es aber nicht um "Top-Lieferanten".

Die Liquidität sei durch den mehrstelligen Millionenbetrag jedenfalls für bis zu 24 Monate gesichert. Das Geld sei schon an die Steinhoff-Europe-Gruppe weitergeleitet worden und soll ab dieser Woche tranchenweise in die Kassen von Kika/Leiner fließen. Die Konditionen für das frische Geld seien "besser als am Markt", die Vorgaben von Steinhoff gering.

Vertrauen wieder gewinnen

Wesentlich sei nun, dass wieder Ruhe einkehrt, so George, der das Vertrauen der Konsumenten wieder gewinnen will. Bei teureren Anschaffungen wie Küchen seien die Umsätze aufgrund der Unsicherheit schon zurückgegangen. "Kunden werden ihre Möbel bekommen", so der Kika/Leiner-Chef und versicherte, dass die Anzahlungen der Kunden weiter auf einem Treuhandkonto liegen.

"Wir haben das Cash Pooling gekündigt", so George, Steinhoff habe keine Zugriffsmöglichkeit auf Gelder vom Kika/Leiner. Beim "Cash Pooling" werden flüssige Mittel zusammengefasst und vom Mutterkonzern zentral verteilt. Auch die Markenrechte liegen nach wie vor beim Unternehmen, versicherte der Kika/Leiner-Chef, dessen Vertrag noch bis Ende des Jahres läuft.

Investition in Online-Handel

Insgesamt habe Kika/Leiner im abgelaufenen Geschäftsjahr eine schwarze Null erzielt, der Umsatz liege in Österreich bei etwa 800 Mio. Euro. Im osteuropäischen Raum wurden Erlöse in Höhe von 200 Mio. Euro erzielt - dort wolle man noch weiter wachsen. Die Bilanz zum Ende September 2017 abgelaufenen Geschäftsjahr liege aber noch nicht vor.

Im Vorjahr wurden 150 Mio. Euro in die Weiterentwicklung des Möbelhändlers gesteckt. Heuer sollen 50 bis 60 Mio. Euro investiert werden, um den Onlinehandel, die EDV sowie die Logistik voranzutreiben und effizienter zu machen. In drei bis fünf Jahren will George rund 5 Prozent des Umsatzes online erzielen, da gebe es noch Aufholbedarf

Kika/Leiner stellt Filialen auf den Prüfstand

Der südafrikanische Möbelriese Steinhoff war wegen möglicher Bilanzfälschungen unter Druck geraten, nach eigenen Angaben saß der kika/Leiner-Mutterkonzern am 14. Dezember auf ausstehenden Schulden in Höhe von 10,7 Mrd. Euro. Dadurch geriet auch die heimische Tochter in die Bredouille, weil Konten kurzfristig eingefroren wurden. "Um die Gehälter zu zahlen", wurde Ende Dezember der Leiner Flagshipstore auf der Wiener Mariahilferstraße in einer Blitzaktion an Rene Benko verkauft. "Kika/Leiner hat für das Haus einen bestehenden Mietvertrag bis zum Jahr 2030", hieß es.

Steinhoff hatte sich kürzlich bei südafrikanischen Banken die erste Rate einer Liquiditätsspritze über insgesamt 200 Mio. Euro besorgt. Insgesamt müssen heuer rund 2 Mrd. Euro der 10,7 Mrd. Euro Verbindlichkeiten refinanziert werden.