Zwei Jahre, nachdem die Finanzkrise mit voller Wucht zugeschlagen hat, haben sich die Börsen wieder leicht erholt. An den internationalen Finanzmärkten herrscht vorsichtiger Optimismus. Neben professionellen Anlegern versuchen nun auch wieder mehr Privatpersonen ihr Glück an der Börse.

Den einfachsten Zugang zu Aktien, Rohstoffen, Währungen und Derivaten bietet heutzutage das Netz. Das Angebot an Internet-Brokern ist in Österreich vielfältig, zumal auch ausländische Unternehmen ihre Dienste anbieten. Erst kürzlich hat beispielsweise der Derivate-Broker XTB sein Österreich-Debut gefeiert.

Internet-Broker wie XTB, Flatex oder brokerjet locken ihre Kunden vor allem mit niedrigen Preisen. Ein weiterer Vorteil sei laut Stefan Könner von Flatex, dass man alles in Eigenregie erledigen könne, als wäre man sein eigener Bankberater. Das bedinge natürlich, dass die Kunden sehr genau wissen müssen, was sie wollen und sich auch selber informieren müssen. Natürlich müsse man auch über die Risiken Bescheid wissen. Könner betont, dass Flatex keine Beratung anbiete.

Ähnlich argumentiert Arkadius Materla von XTB. Das Unternehmen bietet vor allem Derivate zum Handel an. Durch den so genannten Hebelhandel könne man hier durchaus hohe Gewinne erzielen. Allerdings könne genau dieser Hebel auch gegen den Anleger arbeiten. Daher seien solche Anlageformen riskanter als eine Investition in Aktien. Durch einen Automatismus versucht XTB das Risiko für seine Kunden etwas abzuschwächen, dennoch seien Verluste möglich.

Keine Beratung als Problem

Im Fehlen von Beratung sieht Rainer Seewann eine gewisse Schwierigkeit. Er ist Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Steiermark. Wer alles verliere, weil er nicht genug Informationen gehabt habe, sei dann selber dafür verantwortlich, erklärt Seewann. Das kann für Anfänger schnell zu einem Problem werden.

Um solchen Fehlern vorzubeugen, biete der Online-Broker brokerjet gratis Einsteigerseminare für seine Kunden an, erklärt Michaela Wimmer, Pressebeauftragte des Unternehmens. Auch für Fortgeschrittene würden Kurse angeboten, in Charttechnik oder Hebelhandel, so Wimmer. "Wir wollen, dass unsere Kunden sich auskennen".

Trotz des großen Angebotes an Online-Brokern fürchten die alteingesessenen Banken eher nicht um das Geschäft, sagt Petra Ruderer-Knollmayr von der Raiffeisen Landesbank Steiermark. "Online-Broker machen Sinn für Leute, die wirklich keine Beratung brauchen, gut informiert sind und firm im Umgang mit Aktien und Wertpapieren". Durch die günstigen Preise würden diese Unternehmen eher Leute ansprechen, die auf schnellen Handel mit Aktien aus sind. Jemand der Beratung braucht, wie er sein Vermögen veranlagen soll, sei bei Online-Brokern nicht an der richtigen Adresse. "Beratung kann man nicht ersetzen", ist sich Ruderer-Knollmayr sicher.