Eine Welle der Verunsicherung schwappte diese Woche über den Mondsee im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts, nachdem bekannt geworden war, dass die Besitzerin des Sees, Anna Mathyl, sämtlichen Pächtern von Stegen, Bootshäusern und sonstigen Anlagen im See die Pachtverträge unerwartet aufgekündigt hat. Mathyl - sie arbeitet in einer Arztpraxis in Salzburg, ist die Tochter der Mondsee-Vorbesitzerin Nicolette Waechter, die den Besitz im Vorjahr übergeben hat. Sie schrieb: „Private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als See-Eigentümerin vorliegt, sind untersagt.“ Nun geht am Mondsee die Angst um, dass es mit den Pachtpreisen jetzt steil nach oben gehen könnte.

Von den 26 Seen in Österreich, die größer als 100 Hektar sind, befinden sich elf im Besitz der Österreichischen Bundesforste, darunter der Attersee, der Traunsee und der Wörthersee. Auch der Weißensee, der Millstätter See und der Altauseersee gehören dem Bund, insgesamt 73 Prozent der heimischen Gesamt-Seefläche. Etliche Gewässer sind Eigentum des jeweiligen Bundeslandes oder der angrenzenden Gemeinden. Der Mondsee ist aber nicht der einzige See in Österreich, der in Privatbesitz ist.

Der 320 Quadratkilometer große Neusiedler See ist etwa zur Hälfte mit Schilf bewachsen. 230 Quadratkilometer liegen in Österreich, der Rest in Ungarn. Der österreichische Teil des Sees ist überwiegend im Eigentum der Familie Esterházy.

Fürst Paul Esterházy (1901–1989) hatte den See bereits als 19-Jähriger als Teil seines sogenannten Majoratsgutes erhalten. Er setzte seine Frau Melinda, geborene Ottrubay (1920–2014), als Universalerbin ein. Ab 1994 gründete Melinda Esterházy drei unauflösliche Stiftungen, zu denen heute auch der Neusiedlersee-Besitz gehört.

Ein See, eine Insel, eine Burg

Und auch der 80.000 Quadratmeter große Faaker See, der wegen seiner eingeschwemmten Kalkpartikel türkisblau strahlt und eine Insel in der Mitte hat, hat eine bewegte Geschichte. Insel wie auch See hatten über die Jahrhunderte mehrere Besitzer, darunter ab 1831 die Fürsten von Liechtenstein. Sie verkauften den südlichsten und wärmsten See Kärntens samt Insel im Jahr 1918 an Ludwig Wittgenstein, einen Onkel des gleichnamigen berühmten Philosophen. Über den Erbweg gelangte der Besitz, zu dem auch ein denkmalgeschütztes Insel-Badehaus aus den 1920er Jahren gehört, an die Familien Bucher und Catasta, die auch Eigentümer der nur 15 Kilometer entfernten Burg Landskron sind. Sie betreiben auf der Insel das einzige Inselhotel in Österreich. Georg Bucher (63) ist Banker. Der vierfache Vater ist seit Juni dieses Jahres Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse.

Versunkenes Weltkulturerbe

Der 1,32 Quadratkilometer große Keutschacher See ist der sechstgrößte der Kärntner See. Er ist ebenfalls in Privatbesitz und beherbergt ein Weltkulturerbe: Auf seinem Grund befinden sich Reste einer jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlung. Besitzer ist seit 1924 die Familie Meßner. Die aktuelle Besitzerin ist Anna Meßner, die in Pörtschach ein Apartment-Haus betreibt. Vor einigen Jahren wurde der Keutschacher See über Sotheby‘s angeboten. Zum Verkauf ist es aber nicht gekommen. Womöglich war es nur ein Test, um den Wert des Sees zu eruieren.

Wie der Gösselsdorfer See im Südosten Kärntens - er gehört seit 1826 dem Stift St. Paul - geht auch die Geschichte des Mondsees auf die Kirche zurück. Ursprünglich gehörte er dem Kloster Mondsee, das im 1791 im Zuge der Josephinischen Kirchenreform aufgelassen wurde. Sämtliche Werte flossen damals in einen Religionsfonds. Als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte 20 Jahre später Europa überrannte, schenkte er das ehemalige Kloster sowie all seine Besitztümer – darunter den Mondsee – dem bayerischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede, der in den Koalitionskriegen an Napoleons Seite kämpfte. Die Nachkommen von Wrede waren die Grafen Almeida, zu deren Besitz seither das ehemalige Kloster, das mittlerweile verkauft ist, sowie der See gehörten. Von 1977 bis 2024 war Nicolette Waechter, geborene Almeida und „Gräfin vom Mondsee“ genannt, die Besitzerin des Sees. Sie übergab ihn vor genau einem Jahr an ihre Tochter Anna Waechter. Verheiratete Mathyl.