Mit einem Steyr T185 tuckern Hans und Renate Gressenberger aus Voitsberg im Schnitt mit 21 km/h in Richtung Urlaubsgenuss. Wobei die Fahrt an sich ja schon ein Genuss ist, wie die beiden bestätigen: Sie macht ja auch den Großteil der Reise aus. 16 Tage lange war das weststeirische Paar nach Südtirol, in die Schweiz und Liechtenstein unterwegs. Rund fünf Stunden pro Tag sind die beiden mit der 66 Jahre alten Zugmaschine und dem 39 Jahre alten Wohnanhänger auf Achse.

Etwas schneller können es Philipp Schmid aus Hirschegg-Pack und seine Freundin Vanessa Scherz angehen. Ihr Steyr 280 mit 60 PS bringt die beiden mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h ans Ziel. "Den Traktor habe ich komplett neu aufgebaut", erzählt der gelernte Mechaniker, der seit zehn Jahren als Restaurator von und Ersatzteillieferant für Oldtimer-Traktoren der Marke Steyr selbstständig ist. Das Paar machte sich Ende Juni zu einem ganz besonderen Traktor-Treffen auf. Gemeinsam mit rund 400 anderen Zugmaschinen-Lenkern ging es auf das 2757 Meter hohe Stilfser Joch in Südtirol.

48 Kehren auf die Passhöhe

In 48 Kehren ging es die 27,5 Kilometer lange Bergstraße bis zur Passhöhe hinauf. "Die Straße ist nicht so steil, dafür hat sie extreme Spitzkehren. Die würden sich mit dem Wohnwagen-Anhänger gar nicht ausgehen", sagt der Weststeirer schmunzelnd. Den knapp 40 Jahre alten Wohnwagen-Anhänger des deutschen Herstellers Pusch hat Schmid sogar mit einem Photovoltaik-Paneel auf dem Dach ausgestattet. "So sind wir ein bisschen unabhängig, und können uns auch einmal abseits von Campingplätzen einen Kaffee kochen", so Schmid.

Die Fahrt der Traktoren zum Stilfser Joch haben Renate und Hans Gressenberger heuer nur aus dem Tal beobachtet. "Ich war 2016 mit dabei, aber das reizt mich nicht mehr", so der Voitsberger Traktor-Fan. In der Beobachterrolle hat der Gänsemarsch der Zugmaschinen auf den höchsten Pass von Italien auch einen ganz besonderen Reiz, wie Gressenberger schildert: "Rund eineinhalb Stunden lang hat man von Trafoi weg das Knattern der Fahrzeuge gehört."

Die Gressenbergers sind danach gleich weitergezogen – unter anderem in den Nobelort St. Moritz und zum Julier-Pass ins Rheintal. Zurück ging es dann über Chur, Vaduz – der Hauptort des Fürstentums Liechtenstein – und Vorarlberg. Einen emotionalen Moment gab es im Tiroler Kühtai. "Dort hat 2009 ein anderer Traktor wegen der Höhenluft nicht mehr weiter wollen. Er hat nur noch gelärmt und geraucht, aber keine Leistung mehr gebracht. Ich musste umdrehen, heuer haben wir die Passage aber mühelos geschafft", freut sich Gressenberger.

Man sieht mehr

Für Philipp Schmid besonders eindrucksvoll war der Anblick des versunkenen Turms im Reschensee, das Wahrzeichen des Vinschgau. Aber jede Reise mit dem Traktor sei ein Erlebnis, so der Hirschegger: "Da man nur auf Landstraßen fahren darf und langsam unterwegs ist, entdeckt man Sachen, die man sonst nie gesehen hätte. Und wenn man dann an einem Campingplatz tuckernd einfährt, laufen die Leute gleich alle zusammen."

Die Faszination für alte Traktoren besteht bei Schmid schon von Kindheit an. "Zur Firmung habe ich von meinem Onkel dann einen Traktor zum Restaurieren geschenkt bekommen. Das habe ich offenbar so schön hingekriegt, dass immer wieder Leute bei mir angefragt haben." So entstand die Idee zur eigenen Firma von Schmid, dem Spezialisten für Oldtimer-Traktoren.

In Hirschegg hat er zudem ein privates Museum mit 50 alten Zugmaschinen, großteils mit dem Steyr-Emblem. Besichtigt werden kann die Sammlung nach telefonischer Vereinbarung unter 0664-36 64 017. Bei dieser Gelegenheit gibt Schmid auch gerne Anekdoten seiner Reisen zum Besten.