Es ist ein Ort der Stille, der Ruhe, des Friedens. Wenn die schwere Glastür das Gewölbe unter der Kirchenstiege in St. Ruprecht an der Raab verschließt, fühlt man sich abgeschirmt. Die Autos, die nur wenige Meter an den kalten Mauern vorbeirauschen, scheinen kaum da. Fein gezupfte Gitarrensaiten ertönen, ein warmes Licht erhellt den Raum und es offenbart sich eine lebensgroße Marienstatue aus Holz.

Der oststeirische Holzschnitzer Johann Pendl über die Friedensgrotte:

Vor 20 Jahren entstand mitten im Ortskern die Friedensgrotte. Rund 10.000 Menschen besuchen sie jährlich. „Die Grotte ist ein Ort für alle Menschen, die Halt suchen, die Sorgen loswerden wollen“, erklärt Johann Pendl und nennt den Ort einen „Kraftplatz“. Der bekannte steirische Holzschnitzer und sein Freund Hans Hierzer initiierten das Projekt 2004, nachdem Pendl ein Holzkreuz aus dem Pilgerort Medjugorje in Bosnien und Herzegowina in die Hände fiel.

Im Wallfahrtsort wurden die Kreuzwegstationen erneuert und das bereits kaputte Holzkreuz fand den Weg in die Oststeiermark. Aus Lindenholz schnitzte Pendl eine Mariendarstellung und schuf eine Verbindung zwischen Statue und Kreuz.

Das war der Anfang der Friedensgrotte. 42 Personen waren am Bau beteiligt, darunter auch Architekt Karl Pfeifer, der das Projekt plante. Finanziell gestemmt wurde der Bau und der Erhalt heute durch Spenden. „Es herrschte eine unglaubliche Beteiligung im Ort“, erzählt Hans Hierzer und erzählt, dass die Ruprechter immer von „ihrer“ Friedensgrotte sprechen. Das mache ihn stolz.

Eine interaktive Panoramaaufnahme der Friedensgrotte:

Von weit und fern besuchen Menschen die steirische „Zweigstelle von Medjugorje“. In einem Notizbuch, mittlerweile liegt Stück Nummer 38 auf, schreiben Menschen Wünsche, Gedanken und ihre Sorgen nieder. „In die Friedensgrotte gehen auch die, die mit der Kirche nichts so viel am Hut haben“, sagt Hans Hierzer.

Unter der Stiege der Barockkirche wurde bereits meditiert, geheiratet, gar ein Obdachloser soll hier Zuflucht gefunden haben. „Das ist das Besondere. Die Grotte ist 24 Stunden zugänglich“, sagt Pendl. Täglich nach dem Rechten sieht Angela Feiertag, die gleich um die Ecke wohnt und der die beiden Grottenschöpfer ihren großen Dank aussprechen.

Das gesamte Jahr über brennt das Friedenslicht, seit 2013 gibt es eine Gedenkstätte für Sternenkinder. Auf einer Glasplatte im Inneren der Grotte sind Sterne sandgestrahlt. „Diese können erworben und zum Beispiel mit einem Namen, einem Datum oder einem Symbol personalisiert werden“, sagt Pendl. 150 Sterne sind bereits vergeben. Auch das markante Pilgerkreuz, das nach Mariazell wanderte, hat vor dem Eingang seinen Platz.

Am kommenden Samstag wird mit einer Friedensmesse und einer Lichterprozession um die Kirche das 20-jährige Jubiläum der Friedensgrotte gewürdigt. Hierzer und Pendl erwarten viele Besucherinnen und Besucher, der Hauptplatz in St. Ruprecht an der Raab wird von 18.45 bis 21 Uhr gesperrt sein.