Es hätte ein besinnlicher Auftakt in den Advent sein sollen. Die Pfarrkirche im oststeirischen Fischbach war gut besucht. Dann kam es bei der Adventkranzweihe am 30. November aber zu verstörenden Szenen: Der Priester, der laut Diözese Graz-Seckau mit gesundheitlichen Problemen kämpft, verlor gleich zu Beginn der Feier die Fassung und beschimpfte derb die Messgäste, darunter auch zahlreiche Kinder. Er warf mit Gegenständen um sich und randalierte zunächst im Altarraum und dann in der Sakristei. Polizei und Rettung rückten aus, der Priester konnte erst im Pfarrheim durch die Einsatzkräfte ruhig gestellt werden.

Er wurde medizinisch erstversorgt und in ein Krankenhaus eingeliefert. „Er erlitt einen Nervenzusammenbruch“, bestätigt Thomas Stanzer, Sprecher der Diözese Graz-Seckau. Die versammelte Gemeinde sei ratlos und verstört gewesen. „Die Kirchbesucher waren schockiert und betroffen“, schildert ein Augenzeuge. „Es waren ja auch viele Kinder dabei. Es ist ein großes Glück, dass nicht mehr passiert ist.“ Auch Fischbachs Bürgermeisterin Silvia Karelly hatte den Gottesdienst besucht. „Es war furchtbar, viele waren in Schockstarre.“ Es habe seither zahlreiche Gespräche gegeben, um das Geschehen aufzuarbeiten. „Durch diese Eskalation ist ja viel zerstört worden. Er war für den Umgang in der Pfarrgemeinde wohl nicht geeignet. Man muss nun wieder Vertrauen aufbauen. Aber das Pfarrleben bleibt aufrecht, wir lassen uns nicht unterkriegen.“

Diözese Graz-Seckau bittet um „Verzeihung“

Die Verantwortlichen der Diözese Graz-Seckau entschuldigen sich ausdrücklich: „Wir bitten die Pfarrgemeinde um Verzeihung für diesen Vorfall, auch im Namen unseres Priesters, der offensichtlich die Kontrolle über sich selbst gänzlich verloren hat“, betont Generalvikar Erich Linhardt auf der Homepage der Diözese Graz-Seckau. Dies sei auf seinen gesundheitlichen Zustand zurückzuführen. Man habe dem Priester bereits mehrfach Hilfe angeboten und zukommen lassen. In letzter Zeit habe er diese Hilfe aber verweigert. Er erhalte nun eine längere, medizinische Behandlung und werde, sofern er wieder Kirchendienste ausüben könne, nicht mehr in den oststeirischen Ort zurückkehren.

Die Pfarrgemeinde werde vom Team des Seelsorgeraumes gut betreut. Es würden keine Gottesdienste ausfallen. Zudem stehe der Krisenstab der Diözese zur Unterstützung bereit. Und Generalvikar Erich Linhardt wird am 25. Dezember den Gottesdienst in Fischbach zelebrieren.

Kritik in der Pfarrgemeinde Fischbach

Indes gibt es aber auch Kritik in der Pfarrgemeinde. „Der Priester war schon früher immer wieder sehr auffällig. Warum hat die Diözese nicht schon längst Grenzen gesetzt? In jedem anderen Beruf wäre man schon längst entlassen worden“, wundert sich ein Augenzeuge des Kircheneklats. „Die Diözese hatte für ihn ja eine Auszeit angekündigt, er hätte ja eigentlich gar nicht da sein sollen“, sagt auch Ortschefin Silvia Karelly. Thomas Stanzer entgegnet aber: „Der Priester war schon lange in medizinischer Betreuung, man wollte ihn auch schon aus dem Ort abziehen. Das wollte dann aber die Pfarrgemeinde nicht.“