Hatschi. Der Staub von frisch bearbeitetem Holz kitzelt in der Nase. Im Sonnenlicht, das spärlich durch die Fenster fällt, tanzen die Staubkörner. In der Werkstatt von Ernst Sorger in Leibnitz sieht es auf den ersten Blick aus, wie in jeder Werkstatt. Eine Werkbank, ein Kasten, ein paar Maschinen und jede Menge Dinge, die repariert werden müssen. Doch etwas Kleines verrät, dass hier ein Künstler am Werk ist. Unter der Uhr hängt eine aufgebogene Vinylplatte, die als Ablage dient.

"Ich habe schon immer gern aus alten Dingen neue gebastelt. Und mit Schallplatten kann man viel machen", erzählt der gebürtige Voitsberger während sein Blick auf der kreativen Ablage liegt. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sich in seinem Verkaufsraum, der "Die Werkstatt" heißt, befindet. Aber dazu später mehr.

Aus einem Ausgleich wurde ein neuer Beruf

Der 52-Jährige hatte eigentlich Betriebselektriker gelernt und Jahre später den Meister im Maschinenbau absolviert. Und eigentlich die vergangenen 20 Jahre in einer Führungsposition in einem großen Unternehmen gearbeitet. Eigentlich. Aus Altem Neues zu bauen, war sein Ausgleich. "Irgendwann kam der Punkt, wo ich mir dachte, wieso mache ich das? Will ich das bis zur Pension machen? Nein", erzählt Sorger. Sein Plan, selbstständig zu werden, wurde von seiner Familie und seinen Freunden erst einmal kritisch gesehen. Doch der Weststeirer ließ sich von seinem Projekt nicht abbringen.

In seinem Geschäft "Die Werkstatt" in der Grazergasse in Leibnitz liegt der Grund dafür. Es ist, wie könnte es bei Sorger auch anders sein, keine typische Geschäftsfläche, sondern eine adaptierte Autowerkstatt. Der Verkaufsraum liegt direkt neben seiner eigentlichen Werkstatt. Bereits vor der Tür stehen einige aufbereitete Produkte, wie etwa die Hälfte einer Badewanne, die zu einer Bank umgebaut worden ist.

Ideen entstehen oft spontan

Dann geht die Tür auf. Überall im Verkaufsraum stehen kleine und große Hingucker. "Ich hatte einmal einen Tischler bei mir, der sagte: 'Da würde niemand auf die Idee kommen, das zu machen.' Er war begeistert", sagt der 52-Jährige, während er stolz mit der Hand über die Platte einer Cocktailbar streicht. Keine gewöhnliche, wohlgemerkt. Eine Wäschetrommel samt Bullseye-Rahmen dient als Getränkefach, darüber befindet sich eine Platte mit Nirostablech, auf der man die Getränke zubereiten kann und seitlich gibt es noch eine Möglichkeit Geschirrtücher aufzuhängen.

Woher kommt die Idee? "Ja, die Idee dazu kommt einfach. Ich habe Dinge auch schon zwei Wochen bei mir stehen gehabt, ohne eine Ahnung, was ich damit mache. Und dann kommt der Geistesblitz plötzlich", verrät Sorger schmunzelnd. Mittlerweile suchen ihn auch Kunden mit einem konkreten Auftrag auf.

Schmökern und entschleunigen

Er geht zur Verkaufstheke, vorbei an hundert Jahre alten Möbeln, die in neuem Glanz erstrahlen und Schaufelköpfen, die als Barhocker nun eine neue Funktion haben. "Alles, was ich mache, muss einen Sinn haben und soll im Alltag seinen Zweck erfüllen", erklärt er, geht hinter die Theke und macht Kaffee. Nachhaltigkeit wird bei ihm großgeschrieben. Sogar beim Bepreisen der Ware. An einem kleinen Papierschild, das an einer Schnur an jedem Produkt hängt, steht handgeschrieben der Preis. Wird es verkauft, nimmt Sorger das Preisschild ab und verwendet es wieder, wenn eines seiner neuen Produkte gleich viel kostet.

Der Duft von gemahlenen Kaffeebohnen breitet sich in der ehemaligen Autowerkstatt aus. Weniger zu tun, als in seinem früheren Job gebe es nicht. Aber: Er mache es jeden Tag sehr gern. Stolz blickt er sich in seinem Laden um, während er die Tasse zum Mund führt und einen Schluck trinkt. "Ich habe versucht, den Verkaufsraum so zu gestalten, dass man sich wohlfühlt. Das finde ich wichtig. Einfach schmökern und entschleunigen", sagt er zufrieden.