Von kilometerlangen Märschen zum Wohnen direkt neben dem Schulgebäude und von weitergegebenen Schulbüchern zu iPads in der Schule: Die 69-jährige Rosemarie Tropper aus Perbersdorf bei St. Veit gibt Einblicke in ihre Schulzeit der 50er- und 60er-Jahre und der 13-jährige Ali Albohla aus Leibnitz erzählt, wie es heute so ist. Im Interview werden die Schulzeit von damals und die von heute miteinander verglichen.
Welche Schulen besucht oder habt ihr besucht?
Rosemarie: Ab 1958 ging ich in die Volksschule in St. Veit, danach in die Hauptschule. Da mein Jahrgang der erste war, in dem das neunte Schuljahr eingeführt wurde, habe ich ein Jahr lang die Haushaltungsschule besucht.
Ali: Ich besuche derzeit die MS 2 in Leibnitz und gehe in die dritte Klasse. Ich habe das Glück, dass ich in der Nähe der Schule wohne. Es sind um die 350 Meter, die ich zu Fuß gehe.
Wie lang war dein Schulweg und wie bist du zur Schule gekommen?
Rosemarie: Die Volksschule war fünf Kilometer von meinem Heimatort entfernt. Ich hatte die Möglichkeit, mit einem Linienbus in die Schule zu fahren. Eigene Schulbusse gab es damals noch nicht. Ich habe meistens nur in den Wintermonaten eine Monatskarte gelöst, weil die Fahrt nicht kostenlos war. Das restliche Schuljahr war ich dann zu Fuß unterwegs. Der Weg zur Hauptschule betrug fast acht Kilometer und der Linienbus fuhr nur einen Teil der Strecke. Den Rest legte ich dann mit dem Fahrrad zurück oder ich fuhr einfach den ganzen Weg mit dem Fahrrad.
Wie waren die Pausen vor 60 Jahren? Wie sind sie heute?
Rosemarie: In der Volksschule gab es eine „Jausenpause“, in der Hauptschule eine „große Pause“, die 15 Minuten dauerte. Zwischen manchen Stunden gab es aber auch kurze Pausen von etwa fünf Minuten durch den Lehrerwechsel.
Ali: Wir haben eine 30-minütige Pause, die wir draußen verbringen. Dann spielen wir manchmal Fußball. In den kleinen Pausen sind wir in der Klasse oder in den Gängen und unterhalten uns.
Wie sieht es mit Exkursionen aus?
Rosemarie: Es gab verschiedene Ausflüge, vor allem Wandertage. Auch die Wienwoche in der vierten Klasse Hauptschule, die es heute noch gibt, hatten wir schon.
Ali: Derzeit ist es wegen Corona deutlich schwieriger. Aber grundsätzlich gibt es Ausflüge und auch jedes Jahr eine Projektwoche.
Welche Unterrichtsmaterialien habt ihr verwendet?
Rosemarie: Die Schulbücher mussten wir selbst bezahlen, daher wurden sie auch oft weitergegeben. Wir haben daher nie etwas in die Bücher geschrieben, sondern ausschließlich in Hefte.
Viel hat sich da wohl nicht verändert?
Ali: Nein, im Grunde sind es heute tatsächlich dieselben Materialien: Füllfedern, Hefte, Bücher. Aber manchmal benutzen wir auch die iPads der Schule.
Wie waren und sind die Leistungsabfragen aufgeteilt?
Rosemarie: In den Hauptfächern gab es drei Schularbeiten pro Semester, Tests, schriftliche und mündliche Prüfungen. Vor allem in Physik, das Fach mochte ich nicht so gerne, wurden jede Woche Merksätze abgefragt.
Ali: In den Hauptfächern schreiben wir nur noch je zwei Schularbeiten. Es gibt auch viele Tests und die meisten schreiben wir in Mathe.
Wie sah dein Schulalltag aus?
Rosemarie: Der Unterricht dauerte meistens bis 13.30 Uhr, danach folgte der lange Heimweg und ich war oft sehr müde. Es gab immer Hausaufgaben und auch viel zu lernen, was auch nicht selten zu Stress führte. Und auch die Zeit nach der Schule war oft verplant. Ich wuchs in einer Landwirtschaft auf, wo es auch für uns Kinder immer Arbeit gab. Natürlich habe ich mich in meiner Freizeit auch mit Freundinnen aus dem Dorf getroffen. Sportvereine oder eine Musikschule besuchte ich nicht, sie waren zu weit entfernt.
Wie laufen deine Schultage ab, Ali?
Ali: Ganz unterschiedlich, denn manchmal haben wir viele Hausübungen, manchmal recht wenige. Ich finde es immer stressig, wenn ich viele Übungen und Prüfungen gleichzeitig habe, immer wieder kommen auch Referate dazu. Weil ich die Nachmittagsbetreuung besuche und erst um 15 oder 16 Uhr die Schule verlasse, habe ich nur wenig Freizeit. Aber manchmal treffe ich mich auch mit Freunden oder unternehme etwas mit meiner Familie.