Wieder einmal könnte ein Wolf seinen Hunger an Weidevieh gestillt haben. Am Mittwoch wurden auf der Hochalm im Koralpengebiet zwei Kälber gerissen. Zwei weitere sind in den vergangenen Tagen spurlos verschwunden.

Dass Weidevieh von einem Wolf gerissen wurde, kommt in der Region nicht zum ersten Mal vor. Bereits im Juli 2017 hat ein Wolf, der einer italienischen Population angehörte, auf der Koralm ein Kalb gerissen. Anfang Mai hat ein Wolf in Leutschach fünf Mutterschafe und sieben Lämmer getötet.

Betroffen sind diesmal erneut die rund 50 Bauern der Weidegemeinschaft Hochalm-Bärental, auf deren Pachtgebiet rund 530 Kühe die Sommermonate verbringen. „Der Halter ist ganz fertig. Man muss den Leuten einmal sagen, dass das schlimm ist. Was für ein emotionaler Schaden da entsteht, wie viel Zorn und Ärger damit verbunden sind“, sagt Alois Kiegerl, Leiter der Weidegemeinschaft. „Bergbauern sind extrem verwurzelt mit ihren Tieren. Sie können nicht begreifen, dass Tierschützer sagen, das muss man halt akzeptieren.“ Gerade diejenigen Landwirte, die sich auf eine naturnahe Haltung spezialisiert haben, würden durch den Schutz des Wolfes benachteiligt, meint Kiegerl. „Einem Großschweinebauern ist der Wolf egal. Doch wir haben überhaupt keine Möglichkeit, unsere Tiere zu schützen. Die Almwirtschaft verträgt sich mit dem Wolf einfach überhaupt nicht.“ Ein Elektrozaun, der um die Weidefläche gespannt wird, wäre zwar eine theoretische Option. „Doch dann wären rund 600 bis 700 Hektar in diesem Bereich nicht mehr zugänglich – auch nicht für Wanderer.“ Das Schlimmste wäre für Kiegerl, wenn der Wolf sich auf der Koralm vermehrt. „Das wollen und werden wir nicht akzeptieren. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass der Wolf abgeschossen wird“, sagt Kiegerl.

Alois Kiegerl, Leiter der Weidegemeinschaft Hochalm-Bärental, fürchtet um die Almwirtschaft
Alois Kiegerl, Leiter der Weidegemeinschaft Hochalm-Bärental, fürchtet um die Almwirtschaft © Robert Lenhard

Ob es sich aber überhaupt um einen Wolf handelt, der die Tiere getötet hat, könne im Moment noch gar nicht mit Sicherheit gesagt werden. „Es kann sein, dass es ein Wolf war, aber die Bissspuren sind nicht ganz typisch“, sagt der steirische Wolfbeauftragte Georg Rauer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Erst muss die Auswertung der DNA-Spuren abgewartet werden.“ Diese dauert ungefähr drei Wochen. Dass gar mehrere Wölfe im Spiel sein könnten, davon gehe er zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht aus. „Dafür gibt es vorerst keinen Grund.“

Selbst wenn sich bestätigen sollte, dass es sich auch in diesem Fall um einen Wolf handelt – abgeschossen werden dürfte dieser nicht. „Der Wolf ist laut Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng geschützt“, sagt Bezirksjägermeister Hannes Krinner. Es gebe aber Bestrebungen, den Schutz des Wolfes zu lockern. „Wir Jäger sind nicht daran interessiert, dass der Wolf geschossen wird. Aber die Bauern sind unsere Lebensraumpartner. Wir machen das so, wie die Bevölkerung das will.“