"Ich geh' schon zu Fuß, es ist ja nur ein kleines Stück", sollen die letzten Worte von Lorenz gewesen sein, als ihm seine Freunde in der Nacht auf Donnerstag angeboten hatten, ihn nach einem abendlichen Treffen nach Hause zu fahren. Trauerstimmung herrscht heute, am Tag nach der Tragödie in Vorau. Der Unfall ist Thema: beim Kirchenwirt, im Bank-Foyer, auf der Tankstelle, wie auch auf der Baustelle im Ort. "Den Lorenz kannte man überall, ein sehr lieber Bursch", so ein älterer Herr vor dem Eingang zum Marienkrankenhaus. Unter Tränen erinnert er sich an den 16-Jährigen: "Am Wochenende hätte er wieder einen großen Auftritt am Fußballplatz gehabt."

Veranstaltungen abgesagt

Lorenz war Tormann beim TUS Vorau. Die geplanten Turniere am Samstag wurden abgesagt. Der Schock im Verein sitzt tief. Darüber sprechen möchte man nicht. Nur wenige Meter Luftlinie vom Vereinsstadion, der Vorauer Urkraft-Arena, entfernt befindet sich jene Stelle, an der der 16-Jährige von einem Auto erfasst und getötet wurde. Kerzen, ein Kreuz und ein Fußball-Trikot liegen da, wo Lorenz nach dem Aufprall zu liegen gekommen war. Ein jugendlicher Mopedfahrer fährt soeben an der Stelle vorbei, mindert seine Geschwindigkeit, ein flüchtiger Blick zum Kerzenmeer, ein Kreuzzeichen, ehe er fassungslos weiterfährt.

Um zirka 9.30 Uhr meldete sich die Autolenkerin bei der Polizeiinspektion Vorau
Um zirka 9.30 Uhr meldete sich die Autolenkerin bei der Polizeiinspektion Vorau © Wurzinger

Indes gingen die Ermittlungsarbeiten in der Polizeiinspektion Vorau Freitagvormittag weiter, unter der Leitung von Alois Rechberger. Alkohol am Steuer konnte ausgeschlossen werden. Ob der 16-Jährige, der gerade eine Lehre als Maurer machte, alkoholisiert war, ist aktuell Gegenstand der gerichtsmedizinischen Ermittlungen.

Bei der Polizei gemeldet hat sich die Lenkerin am Donnerstag offenbar doch schneller, als ursprünglich von der Polizei-Pressestelle in Graz angenommen. Bereits nach Veröffentlichung erster Meldungen durch die Polizei auf den sozialen Medien um 9.30 Uhr habe die 26-Jährige mit der örtlichen Inspektion in Vorau Kontakt aufgenommen, bestätigt Rechberger der Kleinen Zeitung. "Selbst wenn sich jemand persönlich stellt, muss auch dies erst bis ins kleinste Detail überprüft werden, ehe die Öffentlichkeit informiert werden kann. Und das dauert", erklärt der Kommandant. 

Mitgefühl

Die junge Frau zeigte sich zum Unfall voll geständig, gab aber der Polizei gegenüber an, dass sie dachte, es habe sich um ein Reh gehandelt. Sie habe zwar kurz angehalten, sei aber weitergefahren, als sie nichts gesehen habe. Sie sei durch Sendersuchen am Autoradio kurz abgelenkt gewesen.

So tief der Schock im Ort sitzt, in Vorau empfindet man auch Mitgefühl für die junge Unfalllenkerin: "Hier gibt es keinen Platz für verbale Prügeleien. Wer noch nie im Auto abgelenkt gewesen war, werfe den ersten Stein", so eine Vorauer Gastwirtin.