Da steht der Übeltäter, mitten auf dem Wohnzimmertisch: Eine Schüssel voller Popcorn, das im ganzen Haus seinen unverkennbaren Geruch hinterlassen hat. „Wir haben es etwas verbrannt“, sagt Elisabeth Gatterbauer fast entschuldigend. Das Popcorn ist für ihren jüngsten Sohn Leopold, der so wie seine Schwestern einen Kinoabend erleben wollte. Während Johanna (16) und Sophie (11) mit ihrem Papa im Kino sitzen, hat sich der Siebenjährige mit einer DVD und Popcorn dieses nach Hause geholt.
Zuhause, das ist für Elisabeth Gatterbauer ein besonderer Ort. „Kinder brauchen kein Haus, sondern ein Zuhause“, sagt die Mama von sechs Kindern, Joseph (20), Georg (19), Johanna (16), Theresa (14), Sophie (11) und Leopold (7). Zuhause, das ist ein gemeinsames Miteinander, am Esstisch, auf der Couch, im Freien, in der kleinen Sitzecke.
Liebe kommt zurück
Eben dort hat es sich Leopold nach dem Film bei seiner Mama gemütlich gemacht, sich an sie geschmiegt, den Kopf auf ihrem Schoß in ihre Hände gelegt. „Jedes Kind muss jeden Tag Zuwendung erleben und hören, wie lieb man es hat“, sagt die Pöllauerin.
Die Liebe, die sie und ihr Mann Armin vorleben und geben, kommt zurück. Nicht nur, aber auch am Muttertag. „Prinzipiell ist mir dieser Tag nicht besonders wichtig, aber im Vorjahr haben mir die Kinder einen wunderschönen Tag gemacht. Das hat mich berührt.“ Berührt haben sie auch alle Gedichte, Geschenke, liebevollen Briefe samt Rechtschreibfehler, die sie in all den Jahren zum Muttertag bekommen hat.
Schätze in einem Ordner
Sie hat alles aufgehoben, in einem Ordner stecken Briefe, Blumen und Herzen in allen Formen und Farben, gebastelt, ausgeschnitten oder gemalt. „Das sind lauter Schätze“, sagt die Pöllauerin, während sie sie durchsieht.
Unendliche Wertschätzung und große Dankbarkeit – das empfinden Elisabeth und Armin Gatterbauer für ihre Kinder. An erster Stelle stehen diese aber nicht, sagt die 49-Jährige. Das Wichtigste sei die Ehe, ihr Mann Armin, der sie bei allem unterstütze. Auch dabei, dass sie immer arbeiten gegangen ist, weil sie ihren Beruf als Physiotherapeutin liebt. „Das war zum Teil auch Erholung“, sagt sie.
Zuhause, für ihre Kinder und den Haushalt hat sie sich Hilfe gesucht und angenommen. Fordernd sei vor allem das Familienmanagement und Organisieren der Termine der Kinder. Vom Ministrieren über Fußball bis hin zur Musikschule. Oder eben Kino.
So wie Johanna und Sophie an diesem Abend. Überschwänglich erzählen sie ihrer Mama, als sie nach Hause kommen, wie der Film war, bevor sie später am Esstisch zur Ruhe kommen. Ruhig ist es jedoch nicht, es wird geredet, geblödelt, gelacht. Und über die eigene Familie gesprochen. „Mama ist ein absolutes Vorbild, auch weil sie immer berufstätig war. Das hat uns selbstständiger gemacht“, sagt Johanna.
Für Elisabeth Gatterbauer und ihren Mann war klar, dass sie mindestens vier Kinder möchten: „Wir sind beide das vierte von fünf Kindern und wollten auch die Großzügigkeit unserer Eltern leben.“ Dass es dann sechs geworden sind, sei wunderbar.
Mehr als die Norm
Natürlich habe es auch Zeiten gegeben, in denen es anstrengend war. Entweder werde ich verrückt oder ich bleibe gelassen, habe sie sich gesagt - und sich für letzteres entschieden und darauf, auf Gottes Segen zu vertrauen. „Als die vier größeren Kinder noch klein waren, war es aber sehr heftig. Leopold war da die reinste Freude, ihn hat man nicht mehr gespürt, da haben alle mitgeholfen“, erzählt die Sechsfach-Mama, die sich selbst als Exotin sieht, mit ihrer Großfamilie aber auch anderen Mut machen möchte, mehr Kinder zu bekommen. Mehr als es die Norm vorgibt.
Zuletzt sei sie öfter angesprochen worden von Paaren, die es bereuen würden und verabsäumt hätten, mehr Kinder zu bekommen. Das habe sie berührt, denn für sie steht fest: „Jedes Ja zu einem weiteren Kind ist das Wertvollste, was es gibt. Dafür lohnt es sich, dass man alles investiert und gibt.“