Wenn man Günter Grabner dieser Tage sucht, findet man den 63-Jährigen ziemlich sicher am Tennisplatz. Er lebt in vollen Zügen, denn dass es jederzeit vorbei sein kann, hat der Hartberger vor fünf Jahren am eigenen Leib erfahren. „Tennis war für mich immer das Leben und das ist es heute wieder.“ Die Tatsache, dass er wieder Sport in der freien Natur machen kann, ist für den Pensionisten keine Selbstverständlichkeit.

Dass Grabner heute noch lebt, verdankt er vor allem diesem Mann: Viktor Schwabl, der am 6. November 2019 seine Stammzellen an Grabner spendete – ein Datum, das sich in Grabners Kopf eingebrannt hat. „Das war einfach pure Erleichterung als der Anruf kam, weil ich wusste: Jetzt bin ich gerettet“, erinnert sich der ehemalige Brauunion-Logistikarbeiter an den Tag zurück, als er von seinem Spender erfuhr.

Erstes Treffen

Der Weg bis zu diesem Anruf, war kein leichter: Am 2. August 2019 wurde bei dem Oststeirer eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert, eine körperlich herausfordernde Chemotherapie und zahlreiche Bluttransfusionen folgten. „Das Datum als ich die Diagnose bekam, werde ich nie vergessen. Es war ein einschneidendes Erlebnis“, erzählt Grabner.

Fünf Jahre nach der lebensrettenden Spende treffen die beiden beim Roten Kreuz in Hartberg erstmals aufeinander: „Wir zwei gehören zusammen, wir sind eins“, liegt Grabner seinem Lebensretter in den Armen und bedankt sich mit Zittern in der Stimme. Auch Schwabl kämpft mit den Tränen, während er „es war mir eine Ehre“ zu Grabner sagt. Nachdem sich beide aus der Umarmung lösen, können sich auch Grabners Frau und seine zwei Töchter nicht mehr zurückhalten und umarmen den Lebensretter mit Tränen in den Augen.

Genaue Vorstellung

Zwei Fremde, die so viel miteinander verbindet. Bis auf einen Anruf vor einigen Wochen kannten sich Grabner und Schwabl nicht, doch Grabner hatte ein genaues Bild von seinem Retter vor Augen: „Ich habe ihn mir genau so vorgestellt. Als ich auf die Blutkonserve geschaut habe, wusste ich, dass es ein junger, dynamischer Mann sein muss, der mir hier das Leben rettet“, schmunzelt Grabner, während er neben Schwabl steht.

Auch für Schwabl ist dieses Treffen ein bewegender Moment. „Man trifft nicht oft einen Menschen, dem man so direkt das Leben retten durfte.“ Der Anruf, dass seine Spende ein Leben retten könnte, kam für den damals 29-Jährigen sehr überraschend, denn „es war nicht einmal ein Jahr nachdem ich mich registriert hatte“. Ein Rückzieher kam nie infrage. Nicht einmal ein sieben Stunden dauerndes Prozedere, umgeben von Maschinen, konnte ihn davon abhalten: „Wenn man wirklich helfen will, dann tut man auch alles, was in seinen Möglichkeiten ist.“

„Historischer Moment“

Ein „historischer Moment“ ist das Treffen der beiden aber nicht nur für sie selbst. Auch Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuzes Österreich, ließ sich dieses besondere Treffen nicht entgehen. Immerhin war es eine der ersten inländischen Spenden, die vom Roten Kreuz organisiert wurde.

Eine Spende, die das Leben von Grabner nicht nur veränderte, sondern verlängerte. Nun kann er erneut auf den Tennisplatz gehen und die Natur der Oststeiermark genießen. „Es freut mich voll, dass du wieder Tennis spielen kannst und dass du wieder dein Leben genießen kannst. Dafür habe ich das gemacht“, sagt Schwabl noch zu Grabner, bevor sie wieder getrennte Wege gehen. Und ihr Leben in vollen Zügen genießen.