Lautes Glockenläuten in Mariazell, selbst wenn rechtlich noch nicht alles unter Dach und Fach ist: Bei der Gläubigerausschusssitzung am heutigen Mittwoch am Landesgericht Leoben saßen noch zwei Bieter am Tisch, ursprünglich bekundeten an die fünf Unternehmen Interesse an der insolventen Seilbahngesellschaft in dem Wallfahrtsort.
Eine Wiener Gruppe legte laut Informationen der Kleinen Zeitung aktuell das beste Angebot und erhielt den Zuschlag. Bekanntlich ist der Insolvenzverwalter verpflichtet, jenem Bieter den Vorzug geben, der die Gläubigerinteressen (Passiva von sechs Millionen Euro) am umfangreichsten bedient. Hier dürfte die Wiener Gruppe, die namentlich in der Öffentlichkeit bisher nie in Erscheinung getreten ist, die Nase vorne gehabt haben.
Leer ausgegangen ist Stand jetzt jedenfalls der frühere ÖSV-Chef und ÖVP-Nationalrat Karl Schmidhofer. „Wir haben eine gute Kalkulation gemacht, aber am Ende ging es sich nicht aus“, sagte er am Mittwoch in einem knappen Statement.
In Mariazell nimmt man die Entscheidung – eine Bonitätsprüfung des Bestbieters steht noch aus – durchaus erfreut zur Kenntnis: „Ich bin über diese Lösung nicht untraurig“, formuliert Bürgeralpe-Geschäftsführer Johann Kleinhofer. Es sei nämlich mit der Wiener Gruppe gesichert, dass das Ski- und Ausflugsgebiet sowohl im Sommer als auch im wirtschaftlich wesentlich schwierigen Winter weitergeführt werde.
Und nicht nur das: Das Angebot soll in Zukunft sogar noch breiter aufgestellt werden. „Da wird es bald eine schöne Überraschung geben“, kündigt er an. Näher wolle er darauf aber noch nicht eingehen, der Beschluss des Gläubigerausschusses ist formal noch nicht durch.
„Regionslösung“ vom Tisch
Wermutstropfen für die Region: Karl Schmidhofer hätte zusammen mit der Mariazeller Bürgeralpe auch die Bürgeralm in Aflenz gekauft. Mit Besitzer Stefan Pierer war er sich bereits einig gewesen. „Damit gibt es nun auch für dort keine Lösung“, sagt Schmidhofer.
Seine Bedingung war es nämlich, dass er auch in Mariazell zum Zug kommt. Dieser Ansatz im Doppelpack scheint somit vom Tisch. Bei der Bürgeralm in Aflenz war im vergangenen März bekanntgeworden, dass der Industrielle Pierer nach zehn Jahren nicht mehr ins Skigebiet investieren möchte. Seitdem stehen die Lifte im Kurort still.