„Wenn ich etwas über die Gastronomie lese, dann entweder, dass zugesperrt wird, weil es keinen Nachfolger gibt, ein zusätzlicher Ruhetag eingeführt wird oder dass man keine Mitarbeiter findet“, ärgert sich Hannes Friesnegg. Der obersteirische Unternehmer Anfang 30 bildet mit seinem Betrieb quasi die Antithese zu diesen Schlagzeilen.

Das Kapfenberger Traditionsrestaurant hat er im Vorjahr in vierter Generation übernommen – nachdem er selbst ein Tourismuskolleg absolviert hat und Küchenchef im elterlichen Betrieb war. Jetzt erweitert er das Angebot: Ab sofort gibt es von Dienstag bis Samstag durchgehend warme Küche, bisher konnte man dort von 14 bis 17 Uhr lediglich Getränke ordern.

„Wir sind auf der Suche nach Personal im Service und in der Küche, dann steht auch einem zusätzlichen Betriebstag nichts im Wege“, geht Friesnegg in die Offensive. „Ich glaube an den Standort und an Kapfenberg“, sagt er optimistisch. „Schon in meinem Freundschaftsbuch anno dazumal stand, dass ich gerne Gastronom werden möchte“, hat er der Kleinen Zeitung bei seiner Betriebsübernahme im Vorjahr erzählt.

Flexible Arbeitszeitmodelle

Mitarbeiter zu finden, sei auch für ihn nicht einfach. Also hat man schon früh auf flexible Modelle gesetzt: Gleich nach Corona wurde die 4-Tage-Woche eingeführt und bis heute beibehalten. „Natürlich ist es nicht ohne, weil du mehr Personal brauchst, aber es wird nachgefragt bei den Bewerbungen.“ Sein Tipp im Umgang mit dem Team: „Ein gutes Einkommen sowie ein kooperativer Führungsstil auf Augenhöhe, dann funktioniert es.“

In dem Traditions-Betrieb, der Ende April sein 115-jähriges Bestehen feiert, investiert er laufend. Vergangenes Jahr wurde der Saal renoviert. „Es gibt aber auch viele Bereiche, die der Gast nicht sieht“, so Friesnegg. Heuer stehen etwa das Kassensystem, Küche und Personalgarderoben auf dem Plan.

Ein weiterer Stützpunkt des Unternehmens mit 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Catering sowie kulinarische Events mit Live-Musik oder Themenabenden. Worauf man ebenfalls stolz ist: Zu dem seit 1910 etablierten Betrieb, der zuerst als Lebensmittelhändler geführt wurde, gehört seit 70 Jahren auch eine eigene Kaffeerösterei – eine der ältesten in der Steiermark.