Mehr als die Hälfte der Pkw-Lenker hat die Radfahrer zu knapp überholt: Das ist die Kernaussage einer Untersuchung, die die Radlobby Steiermark gemeinsam mit dem Institut für Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement der FH Joanneum durchgeführt und ausgewertet hat. Konkret wurden mehr als 2000 Überholvorgänge aufgezeichnet, bei 55,4 Prozent war der Abstand geringer als 1,5 Meter, bei 13,2 Prozent sogar geringer als ein Meter. Der Extremfall: 24 Zentimeter.

"Es ist so wie befürchtet", sagt Heidi Schmitt von der Radlobby. Tatsächlich klagen viele Radfahrer darüber, dass sie zu knapp überholt werden. Diesem subjektiven Unsicherheitsgefühl wollte die Radlobby mit der Untersuchung und konkreten Daten auf den Grund gehen. Die Extremfälle – von einem halben Meter bis eben 24 Zentimeter – bezeichnet Schmitt als "erschreckend": "All das untermauert unsere langjährige Forderung, den Überholabstand endlich klar gesetzlich zu regeln."

© Grafik: Kleine Zeitung; Quelle: Radlobby

Ab 1. Oktober regelt die StVO den Mindestabstand neu – mit einem Schönheitsfehler

Dabei tritt mit 1. Oktober die große Novelle der Straßenverkehrsordnung in Kraft, die eigentlich genau das tut: Zwei Meter außerhalb des Ortsgebietes als Mindestabstand beim Überholen, 1,5 Meter im Ortsgebiet. Schmitt sieht allerdings ein großes "Aber": Wer langsamer als 30 km/h unterwegs ist, darf die 1,5 Meter unterschreiten. Damit sei das wieder nicht klar geregelt. "Und es ist auch nicht klar, wie das exekutiert wird."

Die Radlobby ist überzeugt: "Ein besseres und sicheres Überholverhalten auf Österreichs Straßen ist ein Schlüssel zu mehr Radverkehr." Dafür braucht es neben Gesetzen auch bewusstseinsbildende Maßnahmen.

Wo Grazer Radfahrer besonders eng überholt werden

Die Untersuchung zeigt übrigens auch, wo im Grazer Stadtgebiet problematische Stellen sind: So waren die Überholabstände besonders in der Liebenauer Hauptstraße, der Meran- und St. Peter Hauptstraße, Heinrich- und Hilmteichstraße sowie in der Peter-Tunner-Gasse und der Grabenstraße zu knapp.

Hier geht es zu den zwei Bachelorarbeiten, die auf Basis der Daten an der FH verfasst wurden: