Vorneweg ganz grundsätzlich: Was ist die Sozialcard eigentlich?
Die Sozialcard ist eine freiwillige Leistung der Stadt Graz, um Menschen mit geringem Einkommen finanziell zusätzlich zu unterstützen.

Was ändert sich nun mit 1. Februar?
Bisher konnten alle, die mindestens sechs Monate durchgehend in Graz mit Hauptwohnsitz gemeldet sind und eine GIS-Gebührenbefreiung haben, eine Sozialcard beantragen. Ab heute ist das zusätzlich für Menschen möglich, die eine Wohnunterstützung des Landes Steiermark beziehen – und damit erstmals Menschen, die zwar berufstätig sind, aber wenig verdienen. Die Stadt erwartet einen massiven Wachstumsschub: Mit Stand gestern waren 13.574 Sozialcards im Umlauf. Mittelfristig rechnet man im Rathaus mit gut 20.000. "Die Ausweitung ist angesichts der starken Teuerungen, die auch viele Berufstätige trifft, absolut notwendig", so Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ). Die Kosten für die Stadt steigen damit von 1,6 auf vier Millionen Euro.

Gibt es Ausschlussgründe?
Ja. Asylwerber haben keinen Anspruch, auch nicht Ausländer, die keinen über drei Monate hinaus gültigen Aufenthaltstitel haben.

Wie kommt man zu einer Sozialcard?
Entweder man geht persönlich zum Sozialamt in die Schmiedgasse 26 (um Terminreservierung unter Tel. 872-6397 oder www.graz.at/sozialamt wird gebeten). Oder man füllt online das Antragsformular aus (ebenfalls unter www.graz.at/sozialamt).

Was ist der größte Vorteil der Sozialcard?
Mit der Sozialcard bekommt man eine Öffi-Jahreskarte für die Zone 101 um 50 Euro, mit Schloßbergbahn sind es 60 Euro. Diese Jahreskarte bleibt auch von der Änderung durch das neue Klimaticket Steiermark unberührt.

Gibt es direkte Zuschüsse für Sozialcard-Inhaber?
Ja, mehrere. Ein Kleinkindzuschuss – pro Kind unter sechs Jahren – in Höhe von 40 Euro; eine Schulstartaktion für Familien mit Schulkindern (pro Kind 60 Euro); eine Weihnachtsbeihilfe (50 Euro pro Haushalt); Energiekostenzuschuss (derzeit 100, geplant sind 110 Euro pro Haushalt). Das Geld wird ohne weiteres Zutun aufs Konto der Betroffenen überwiesen.

Welche weiteren Vorteile gibt es?
Eine ganze Reihe. Eine Auswahl: Die Sozialcard ist eine Möglichkeit, in den Vinzimärkten einkaufen zu können. Die Besitzer bekommen auch den Kulturpass, mit dem man in vielen Kultureinrichtungen gratis Eintritt erhält. Und Kinder können kostenlos bei zahlreichen Sportvereinen Mitglied werden.

Warum gibt es immer wieder Polit-Debatten um die Sozialcard?
Schon vor der Einführung wurde jahrelang über einen "Sozialpass" gestritten. Die KPÖ forderte ihn, 2012 führte die damalige Sozialstadträtin Martina Schröck (SPÖ) dann die Sozialcard ein. Sie wurde immer wieder adaptiert, am kräftigsten von der ÖVP-FPÖ-Koalition: Sie hatte 2018 Gutscheine anstelle der Geldzuschüsse eingeführt, die man auch eigens beantragen musste. Das hat die heutige Koalition aus KPÖ, Grünen und SPÖ sofort wieder rückabgewickelt.